Das Kernkraftwerk Emsland (KKE) befindet sich in Lingen im Landkreis Emsland, Niedersachsen.
Kernkraftwerk Emsland | |||
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Kernkraftwerk Emsland | |||
Lage | |||
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Koordinaten | 52° 28′ 27″ N, 7° 19′ 4″ O52.4742305555567.3178583333333 | ||
Land | Deutschland Deutschland | ||
Ort | Lingen (Ems) | ||
Daten | |||
Eigentümer | 100 % RWE Power | ||
Betreiber | Kernkraftwerke Lippe-Ems GmbH | ||
Projektbeginn | 1982 | ||
Betriebsaufnahme | 20. Juni 1988 | ||
Stilllegung | 31. Dezember 2022 (aktuelle Rechtslage) 15. April 2023 (geplante Laufzeitverlängerung) | ||
Aktive Reaktoren (Brutto) |
1 (1.406 MW) | ||
Eingespeiste Energie 2018 | 10.915,03 GWh | ||
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme | 328.920 GWh | ||
Website | RWE | ||
Stand | 31. Dezember 2018 | ||
Luftbild des Kraftwerkstandorts (2018) |
Das Kraftwerk wurde als Ersatz für das 1977 stillgelegte Kernkraftwerk Lingen geplant und Anfang der 1980er Jahre gebaut. Der Kernreaktor wurde am 14. April 1988 zum ersten Mal kritisch und nahm am 20. Juni 1988 den kommerziellen Betrieb auf. Er hat einen Druckwasserreaktor vom Typ Konvoi, der 4. und modernsten Druckwasserreaktor-Generation in Deutschland. Nachfolger dieses Baumusters ist der EPR (European Pressurized Water Reactor) des Herstellers AREVA. Im Reaktor befinden sich 193 Brennelemente mit einer Schwermetallmasse von insgesamt 103 Tonnen. Das Kernkraftwerk Emsland hat eine elektrische Leistung von 1.406 MW (brutto). Abzüglich des Eigenbedarfes von 71 MW ergibt sich eine Leistung von 1.335 MW (netto). Das Kraftwerk hat einen 152 Meter hohen Naturzug-Nasskühlturm, der im Rückkühlbetrieb oder im Ablaufbetrieb betrieben werden kann.
Nördlich des Kraftwerks befinden sich das stillgelegte Kernkraftwerk Lingen und das Erdgaskraftwerk Emsland.
Im Dezember 2002 wurde auf dem Gelände des Kernkraftwerks das Standortzwischenlager Lingen (SZL) in Betrieb genommen. Dort werden die verbrauchten Brennelemente in Castor-Behältern zwischengelagert, bis diese in ein Endlager, das die Bundesregierung bis spätestens 2030 bereitstellen muss, gebracht werden können.[1] In diesem Zwischenlager befinden sich 130 Lagerplätze für Behälter mit einer Schwermetallmasse von 1.250 Tonnen.[2] Das SZL hat zum Schutz vor äußeren Einwirkungen, wie Erdbeben, Explosionen oder Flugzeugabstürzen, ein 1,30 Meter dickes Betondach und 1,20 Meter dicke Betonwände.
Das 2011 novellierte Atomgesetz legt fest, dass das Kernkraftwerk Emsland spätestens am 31. Dezember 2022 die Berechtigung zum Leistungsbetrieb verliert, also abgeschaltet werden muss (§ 7 Abs. 1a AtG). Es folgt dann innerhalb der Betriebsgenehmigung die Nachbetriebsphase, formal befindet sich die Anlage also noch in Betrieb und am Netz. Eine Stilllegung erfolgt erst nach Erteilung einer Stilllegungsgenehmigung auf Antrag. Eine frühere Abschaltung kann sich ergeben, wenn die Reststrommenge von 230,07 TWh ab 1. Januar 2000 erzeugt ist (Anlage 3 AtG) und keine Elektrizitätsmengen auf das Kernkraftwerk Emsland übertragen werden.
2019 wurde der Anteil der PreussenElektra von 25 % auf die RWE übertragen.
Entgegen vorheriger Planungen soll das Kraftwerk über den 1. Januar 2023 hinaus betrieben werden, absehbar bis Mitte April 2023.[3] Bundeskanzler Olaf Scholz entschied im Oktober 2022 per Richtlinienkompetenz, alle drei verbliebenen Atomkraftwerke bis zum 15. April 2023 in Betrieb zu lassen. Eine diesbezügliche erforderliche Änderung des Atomgesetzes steht noch aus.
Der Netzanschluss erfolgt auf der 380-kV-Höchstspannungsebene in die Umspannanlage Hanekenfähr des Übertragungsnetzbetreibers Amprion.[4]
Betriebsbedingt geben Kernkraftwerke geringe Mengen radioaktiver Stoffe in Abluft und Abwasser ab (Emission). Das Atomgesetz verpflichtet die Aufsichtsbehörden unter anderem dazu, den Betrieb hinsichtlich der zugelassenen Grenzwerte zu überwachen. Eine entsprechende Übersicht auch für das KKE findet sich auf den Seiten des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz.[5]
Am 24. Juli 2009 wurde durch eine Störung der Kategorie N (Normal) im Stufenschalter eines Maschinentransformators das Kraftwerk vom Netz getrennt und in der Folge eine Reaktorschnellabschaltung noch in der Nacht veranlasst.[6] Im Quartalsbericht 3/2009 des Bundesamtes für Strahlenschutz ist dieses Ereignis aufgelistet als „24. Juli 2009, KKE, Ausfall der Blockeinspeisung mit nachfolgender Reaktorschnellabschaltung über niedrigen Dampferzeugerfüllstand, 09/072, N, 0.“[7] In der Systematik der internationalen Bewertungsskala (INES) hat der Zwischenfall unter der Betrachtung des dritten Aspekts, der Beeinträchtigung der Sicherheitsvorkehrungen, keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung (INES 0).
Am 3. April 2015 wurde das Kernkraftwerk wegen einer Leckage kurzfristig vom Netz genommen.[8]
Im November 2017 wurde bei Wartungsarbeiten ein Leck im Nebenkühlwassersystem des Atomkraftwerks gefunden. Dieses Ereignis habe laut dem niedersächsischen Umweltministerium keine bzw. sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung.[9]
2019 wurden Risse in Rohrleitungen entdeckt. Das Anti-Atom-Bündnis „AgiEL“, der BUND Niedersachsen und der Verein „.ausgestrahlt“ protestieren gegen den Weiterbetrieb.[10]
Wie auch andere Kernkraftwerke ist das Kraftwerk grundsätzlich für den Lastfolgebetrieb geeignet. Der Betreiber RWE hat 2014 angegeben, das Kraftwerk werde bei Bedarf auch im Lastfolgebetrieb gefahren. Hierzu wird bei niedriger Stromnachfrage und hoher Windenergieeinspeisung die Leistung gedrosselt. Das KKW könne in rund 60 Minuten die Leistung um bis zu 850 Megawatt reduzieren.[11]
Das Kernkraftwerk Emsland hat einen Kraftwerksblock:
Reaktorblock[12] | Reaktortyp | Baulinie | elektrische- Leistung |
thermische- Reaktorleistung |
Baubeginn | Netzsyn- chronisation |
Kommer- zieller Betrieb |
Stilllegung | |
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Netto | Brutto | ||||||||
Emsland (KKE) | Druckwasserreaktor | KWU-Baulinie '80 (Konvoi) | 1.335 MW | 1.406 MW | 3.850 MW | 10. Aug. 1982 | 19. Apr. 1988 | 20. Juni 1988 | ( 31. Dez. 2022) |
In Betrieb: | ||
Außer Betrieb: |
Biblis | Brokdorf | Brunsbüttel | Grafenrheinfeld | Greifswald | Grohnde | Gundremmingen | THTR-300 Hamm-Uentrop | Isar 1 | AVR Jülich | KNK Karlsruhe | MZFR Karlsruhe | Krümmel | Lingen | Mülheim-Kärlich | Neckarwestheim 1 | Obrigheim | Philippsburg | Rheinsberg | Stade | Unterweser | Würgassen | |
Abgebaut: | ||
Nicht in Betrieb genommen: |