Das Heizkraftwerk Herne ist ein Steinkohlekraftwerk und zum Teil ein Gaskraftwerk der Steag. Es befindet sich in Baukau, einem Stadtteil von Herne (Nordrhein-Westfalen).
Kraftwerk Herne Baukau | |||
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![]() über den Kanal auf das Kraftwerk über den Kanal auf das Kraftwerk | |||
Lage | |||
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Koordinaten | 51° 33′ 5″ N, 7° 11′ 20″ O51.5513888888897.1888888888889 | ||
Land | Deutschland | ||
Gewässer | Rhein-Herne-Kanal | ||
Daten | |||
Typ | Heizkraftwerk | ||
Brennstoff | Steinkohle | ||
Leistung | Block 4: 449 MWel[1] | ||
Eigentümer | Steag | ||
Betreiber | Steag | ||
Betriebsaufnahme | 1962/1963/1966 und Block 4: 25.07.1989 | ||
Stilllegung | Block 1: 2000 Block 2: 2014 Block 3: 2017 | ||
Kessel | 2 kohlestaubgefeuerte Benson-Kessel – flüssige Entaschung (492 t/h + 930 t/h),
1 kohlestaubgefeuerter Benson-Kessel – trockene Entaschung (1.584 t/h) | ||
Schornsteinhöhe | 300 m | ||
Eingespeiste Energie 2008 | 5200 GWh | ||
Website | www.steag.com |
1962/63 wurden die ersten beiden Kraftwerksblöcke mit einer Leistung von jeweils ca. 150 MW gebaut. 1966 kam Block 3 mit 280 MW hinzu (1987 zur Fernwärmekopplung umgebaut). Block 3 hatte einen Wirkungsgrad von nur 30 Prozent.[2] 1988 wurde das Kraftwerk mit einer Rauchgasentschwefelungsanlage nachgerüstet.
1989 wurde ein vierter Kraftwerksblock mit 449 MW elektrische Leistung gebaut; dieser Block kann ebenfalls bei Bedarf Fernwärme bereitstellen. Im Zusammenhang mit diesem Neubau entstanden 1984 auch der 300 Meter hohe Schornstein und der große Kühlturm (130 m), die gegenwärtig das Bild des Kraftwerks prägen. Dieser neue Schornstein ersetzte drei alte Schornsteine, die anschließend abgerissen wurden. Der älteste Block 1 wurde im Jahre 2000 stillgelegt. 2014 folgte dann Block 2 und im Juni 2017 Block 3.[3] Derzeit ist nur noch Block 4 mit einer Leistung von 449 MWel in Betrieb.[4]
Die vier ursprünglichen Kraftwerksblöcke hatten zusammen eine elektrische Leistung von 950 Megawatt. Mit Block 4 sind noch 449 MW an elektrischer Leistung in Betrieb.[1] Die installierte Leistung beträgt 511 MWel.[5]
Das Kraftwerk produzierte im Jahr 2008 ca. 5,2 Mrd. kWh Strom (Energiebedarf von ca. 1,3 Mio. Haushalten) und 0,8 Mrd. kWh Fernwärme, die in die Fernwärmeverbundleitung der Fernwärmeschiene Ruhr eingespeist wurden.
Der Steinkohleverbrauch im Jahr 2008 betrug ca. 2,0 Mio. Tonnen. Der CO2-Ausstoß in diesem Jahr summierte sich laut European Pollutant Emission Register (EPER 2004) auf 4,51 Mio. Tonnen.[6]
Aufgrund der veränderten Bedingungen auf dem Strommarkt durch die Energiewende reduzierte sich die Stromproduktion im Jahr 2011 auf 2.501 GWh (5.200 GWh im Jahr 2008). Durch die verringerte Stromproduktion verringerte sich auch der Steinkohleverbrauch von ca. 2.000.000 Tonnen (Jahr 2008) auf ca. 961.923 (Jahr 2011).
Jahr | Nutzbare Stromabgabe in Gigawattstunden | Kohleverbrauch pro Gigawattstunde | Gesamtkohleverbrauch |
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2008 | 5.200 GWh | 384,62 t | 2.000.000 t |
2011 | 2.501 GWh | 384,63 t | 961.923 t |
Die Kohlebelieferung erfolgt über den Rhein-Herne-Kanal, aus dem auch das benötigte Kühlwasser entnommen und wieder eingeleitet wird. Im Kraftwerk arbeiteten 2008 etwa 250 Mitarbeiter. Das Kraftwerk ist außerdem ein Standort der Themenroute „Großchemie und Energie“ der Route der Industriekultur.
Im Herbst 2006 gab die Steag bekannt, gemeinsam mit kommunalen Partnern einen fünften Kraftwerksblock mit einer Leistung von 750 MW und einem Nettowirkungsgrad von 45 % errichten zu wollen. Der Bau des 800 Mio. € teuren Projektes sollte im Sommer 2008 beginnen, die Inbetriebnahme des Blocks war für Herbst 2011 vorgesehen. Das Projekt „Herne 5“ sah den Bau eines 180 m hohen Kühlturmes vor, über den auch die Rauchgase abgeleitet werden sollten (Reingaseinleitung), die Errichtung eines separaten Schornsteins wäre somit nicht notwendig gewesen. Für den Betrieb von Block 5 wären 50 neue Arbeitsplätze entstanden.
Als Grund nannte der damalige Betreiber Evonik den Vorschlag der EU-Kommission, im Rahmen des Emissionsrechtehandel solle ab 2012 der Handel mit Kohlendioxid-Zertifikaten auf Neuanlagen ausgeweitet werden. Die Wirtschaftskrise 2009 und der seit Jahren niedrige Stromgroßhandelspreis waren wohl weitere Faktoren, die die Investition fraglich erscheinen ließen.
Mit Stand 2018 sind die Planungen für diesen Block aufgrund der wenig lukrativ erscheinenden Geschäftsaussichten für Kohlekraftwerke aufgegeben. Stattdessen wurde ein Gaskraftwerk errichtet (siehe unten).[7]
STEAG baut einen gasbefeuerten GuD-Kraftwerksblock am Kraftwerksstandort Herne, der in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden soll. Für die Gasversorgung soll eine 22 Kilometer lange Gasleitung zwischen Datteln und Herne gebaut werden.[4] Der als Herne 6 bezeichnete Block soll über eine elektrische Leistung von über 600 MW verfügen und zusätzlich bis zu 400 MW Fernwärme auskoppeln können[8] und über einen Gesamtnutzungsgrad von 85 % verfügen[9]. Mit der Anlagenerrichtung wurde Siemens beauftragt, die eine KWK-Anlage auf Basis der SGT5-8000H errichten wird[10]. Anfang 2019 begannen die Bauarbeiten mit der Vorbereitung des Grundstücks.[11] Mit Inbetriebnahme des neuen Gas-und-Dampf-Kraftwerks soll der kohlebefeuerte Block 4 perspektivisch ersetzt werden.[12] Am 2. September 2022 ging der neue Block schließlich in Betrieb und soll 250.000 Haushalte mit Strom und Fernwärme versorgen.[13]
Kohlekraftwerke stehen aufgrund ihres Schadstoffausstoßes in der Kritik. Auch nach dem Einbau von Filteranlagen in den 1980er Jahren, die die Abgase weitgehend entschwefeln, emittieren Kohlekraftwerke weiterhin relevante Mengen Schwefeldioxid. Zudem gelangen umwelt- und gesundheitsschädliche Stickstoffoxide sowie gesundheitsschädliche Feinstäube, darin enthaltene Schwermetalle und PAK in die Umwelt. In Deutschland trug die Energiewirtschaft 2010 mit 71 % (6,571 Tonnen) zur Gesamt-Quecksilberemission bei.[14]
Die Schadstoffemissionen aller großen Kohlekraftwerke und Industrieanlagen sind im Europäischen Schadstoffemissionsregister (via deutschem Portal www.Thru.de) veröffentlicht.
Emissionen unterhalb der berichtspflichtigen Mengenschwelle sind in der Tabelle mit „<“ neben dem Grenzwert aufgeführt.
Luftschadstoff | PRTR 2007 | PRTR 2008 | PRTR 2009 | PRTR 2010 | PRTR 2011 | PRTR 2012 | PRTR 2013 |
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Kohlenstoffdioxid (CO2) | 3,09 Mt | 2,78 Mt | 2,23 Mt | 2,48 Mt | 2,46 Mt | 2,34 Mt | 2,62 Mt |
Stickstoffoxide (NOx/NO2) | 2,18 kt | 1,86 kt | 1,57 kt | 1,79 kt | 1,79 kt | 1,51 kt | 1,94 kt |
Schwefeldioxide (als SOx/SO2) | 1,75 kt | 1,79 kt | 1,32 kt | 1,34 kt | 1,25 kt | 1,33 kt | 1,73 kt |
Methan (CH4) | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | 207 t | 231 t |
Flüchtige organische Verbindungen (NMVOC) | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | 206 t | 231 t |
Ammoniak (NH3) | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | 16,9 t | 18,9 t |
Distickstoffmonoxid (N2O) | 18,6 t | 13,9 t | 13,2 t | 15,6 t | 14,6 t | 10,8 t | 14,8 t |
Anorganische Fluorverbindungen (als HF) | 21,2 t | 9,9 t | 10,3 t | 11,8 t | 12,4 t | 10,9 t | 13,7 t |
Anorganische Chlorverbindungen (als HCl) | 67,1 t | 61,3 t | 10,3 t | 11,5 t | 12,4 t | 10,5 t | 13,6 t |
Quecksilber und Verbindungen (als Hg) | 37,6 kg | 41,7 kg | 32,3 kg | 30,3 kg | 31,7 kg | 50,5 kg | 44 kg |
Weitere typische Schadstoffemissionen wurden nicht berichtet, da sie im PRTR erst ab einer jährlichen Mindestmenge meldepflichtig sind, z. B. Dioxine und Furane ab 0,0001 kg, Cadmium ab 10 kg, Arsen ab 20 kg, Nickel ab 50 kg, Chrom sowie Kupfer ab 100 kg, Blei sowie Zink ab 200 kg, Ammoniak und Chlorwasserstoff ab 10.000 kg, Methan und flüchtige organische Verbindungen außer Methan (NMVOC) ab 100.000 kg sowie Kohlenmonoxid ab 500.000 kg.[16]
Kraftwerk | Produzierte Strommenge | Kohle-verbrauch | Kohlendioxid (CO2) | Stickstoffoxide (NOx/NO2) | Schwefeloxide (SOx/SO2) | Anorganische Chlorverbindungen als HCl | Anorganische Fluorverbindungen als HF | Distickoxid (N2O) | Quecksilber (Hg) |
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Herne | 2.501 GWh | 961.923 t | 2.460.000 t | 1.790 t | 1.250 t | 12.400 kg | 12.400 kg | 14.600 kg | 31,7 kg |
Menge pro GWh | 1 GWh | 384,62 t | 983,61 t | 0,716 t | 0,499 t | 4,958 kg | 4,958 kg | 5,838 kg | 0,0127 kg |
Kraftwerk | Produzierte Strommenge | Kohleverbrauch | Chloride –Abwasser– | Fluoride (als Gesamt-F) –Abwasser– | Zink (Zn) –Abwasser– | Kupfer (Cu) –Abwasser– |
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Herne | 2.501 GWh | 961.923 t | <2.000.000 kg | 2.440 kg | <100 kg | 358 kg |
Menge pro GWh | 1 GWh | 384,62 t | keine genauen Daten | 0,976 kg | keine genauen Daten | 0,143 kg |
Kraftwerk | Produzierte Strommenge | Kohleverbrauch | Gesamtabfallmenge | Abfall zur Beseitigung | Abfall zur Verwertung |
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Herne | 2.501 GWh | 961.923 t | 248 t | 227 t | 21 t |
Menge pro GWh | 1 GWh | 384,62 t | 0,099 t | 0,091 t | 0,008 t |
Besucherzentrum und Ankerpunkte (von West nach Ost): | Zechenpark Friedrich Heinrich | Museum der Deutschen Binnenschifffahrt | Innenhafen Duisburg | LVR-Industriemuseum Oberhausen | Landschaftspark Duisburg-Nord | Gasometer Oberhausen | Aquarius-Wassermuseum | St.-Antony-Hütte | Villa Hügel | Nordsternpark | Welterbe Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Zeche Ewald | Chemiepark Marl | Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen | Henrichshütte | Jahrhunderthalle Bochum | Umspannwerk Recklinghausen | Deutsches Bergbau-Museum | Zeche Nachtigall | Schiffshebewerk Henrichenburg | DASA | Kokerei Hansa | Zeche Zollern II/IV | Hohenhof | Freilichtmuseum Hagen | Lindenbrauerei Unna | Maximilianpark Hamm
Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie, Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Panoramen und Landmarken | 26. Sakralbauten | 27. Eisen & Stahl | 28. Wasser: Werke, Türme und Turbinen | 29. Bochum – Industriekultur im Herzen des Reviers | 30. Gelsenkirchen | 31. Route Industriekultur und Bauhaus | per Rad
Chemiepark Marl |
Ruhr Oel GmbH |
Phenolchemie |
Sachtleben Chemie |
Grillo-Werke AG |
Momentive / Rütgers |
Ruhrchemie |
Gasometer Oberhausen |
Welterbe Zollverein
– Zeche Zollverein XII und Kokerei Zollverein |
gaseum – Erlebniswelt Gas |
Kokerei Prosper |
Rütgers |
Kokerei Hansa
|
Hoesch Gasometer |
Evonic / Cremer Oleo |
Otto Schott – Erinnerungsstätte im Wittener Rathaus |
Solvay |
Pumpspeicherkraftwerk Koepchenwerk |
Energiewirtschaftlicher Wanderweg Herdecke |
Wasserkraftwerk Hohenstein |
Kraftwerk Knepper |
Kraftwerk Gersteinwerk |
Umspannwerk Recklinghausen
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Kraftwerk Lünen |
Solarkraftwerk Akademie Mont Cenis |
Kraftwerk Herne |
Solarbunker Gelsenkirchen |
Halde Hoppenbruch
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Wasserkraftwerk Baldeney |
Wasserkraftwerk Kahlenberg |
Wasserkraftwerk Raffelberg |
Kraftwerk Walsum |
Kraftwerk Voerde