Das Kernkraftwerk Takahama (jap. 高浜発電所, Takahama hatsudensho), nordwestlich des Ortes Takahama in der Präfektur Fukui gelegen, hat vier Blöcke, dessen ältester 1974 in Betrieb ging. Betreiber des Kernkraftwerks ist der Elektrizitätsversorger Kansai Denryoku (KEPCO oder Kanden). Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 wurde das Kernkraftwerk abgeschaltet.
Kernkraftwerk Takahama | ||
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Lage | ||
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Koordinaten | 35° 31′ 20″ N, 135° 30′ 17″ O35.522222222222135.50472222222 | |
Land | Japan | |
Daten | ||
Eigentümer | Kansai Denryoku | |
Betreiber | Kansai Denryoku | |
Projektbeginn | 1969 | |
Kommerzieller Betrieb | 14. Nov. 1974 | |
Aktive Reaktoren (Brutto) |
4 (3392 MW) | |
Eingespeiste Energie im Jahr 2010 | 25.730 GWh | |
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme | 677.130 GWh | |
Website | Das Kernkraftwerk auf der Seite des Betreibers | |
Stand | 28. Oktober 2015 | |
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation. |
Der Block 1 verfügt über einen Druckwasserreaktor (DWR) mit einer Netto- bzw. Bruttoleistung von 780 bzw. 826 MWe; seine thermische Leistung liegt bei 2440 MWt.[1]
Mit dem Bau von Block 1 wurde am 25. April 1970 begonnen. Am 14. März 1974 erreichte der Reaktor erstmals die Kritikalität. Er wurde am 27. März 1974 mit dem Stromnetz verbunden und nahm am 14. November 1974 den kommerziellen Betrieb auf. Der Block 1 hat seit 1974 insgesamt 174,31 TWh Strom erzeugt; im Jahr 1998 erzielte er mit 8760 Betriebsstunden und einer Produktion von 6856,82 GWh sein bestes Ergebnis.[1] Er ist seit Januar 2011 heruntergefahren.
Am 15. Januar 2007 meldeten die Nachrichtenagenturen Kyodo News[2] und AP[3] einen kleineren Zwischenfall in Block 1. Es seien 370 Liter[3] leicht radioaktives Wasser ausgetreten, vier Mitarbeiter seien bespritzt worden. Ihre Gesundheit sei jedoch unbeeinträchtigt.
Der Betreiber KEPCO beantragte im März (bzw. April)[4] 2015 für den Block 1 eine Laufzeitverlängerung um 20 Jahre; die Laufzeitverlängerung von 40 auf 60 Jahre wurde von der jap. Atomaufsicht NRA am 20. April 2016 (bzw. 20. Juni 2016)[4] erteilt.[5]
Im Februar 2019 gab KEPCO bekannt, dass einige nötige Arbeiten am Block 1 voraussichtlich erst im Mai 2020 abgeschlossen würden.[6] Im August 2021 gab KEPCO bekannt, dass weitere Arbeiten nötig seien und dass man den Block 1 voraussichtlich im Juni 2023 wiederanfahren werde.[7]
Der Block 2 verfügt über einen DWR mit einer Netto- bzw. Bruttoleistung von 780 bzw. 826 MWe; seine thermische Leistung liegt bei 2440 MWt.[8]
Mit dem Bau von Block 2 wurde am 9. März 1971 begonnen. Am 20. Dezember 1974 erreichte der Reaktor erstmals die Kritikalität. Er wurde am 17. Januar 1975 mit dem Stromnetz verbunden und nahm am 14. November 1975 den kommerziellen Betrieb auf. Der Block 2 hat seit 1975 insgesamt 172,66 TWh Strom erzeugt; im Jahr 1996 erzielte er mit 8629 Betriebsstunden und einer Produktion von 6709,05 GWh sein bestes Ergebnis.[8] Er ist seit November 2011 heruntergefahren.
Der Betreiber KEPCO beantragte im März (bzw. April)[4] 2015 für den Block 2 eine Laufzeitverlängerung um 20 Jahre; die Laufzeitverlängerung von 40 auf 60 Jahre wurde von der jap. Atomaufsicht NRA am 20. April 2016 (bzw. 20. Juni 2016)[4] erteilt.[5]
Im Februar 2019 gab KEPCO bekannt, dass einige nötige Arbeiten am Block 2 voraussichtlich erst im Januar 2021 abgeschlossen würden.[6] Im August 2021 gab KEPCO bekannt, dass weitere Arbeiten nötig seien und dass man den Block 2 voraussichtlich im Juli 2023 wiederanfahren werde.[7]
Am 18. Februar 2015 genehmigte die Japanische Atomaufsichtsbehörde eine Wiederinbetriebnahme.[9] Im April 2015 jedoch hat das Bezirksgericht der Präfektur Fukui in erster Instanz auf die Klage von Anwohnern hin eine Wiederinbetriebnahme der Reaktoren 3 und 4 in Takahama untersagt[10][11][12]: Der Anlagenbetreiber, Kansai Electric, könne die Sicherheit nicht garantieren. Zudem seien die Sicherheitsvorschriften unlogisch[13] und zu locker, das Erdbebenrisiko werde nicht überzeugend eingeschätzt und ein Wiederanfahren stelle eine „unmittelbare Gefahr“ für die Anwohner dar.[11] Kansai Electric hat eine Beschwerde vor dem Hochgericht Nagoya gestellt, die am 14. November verhandelt wurde.[14]
Am 25. Dezember 2015 urteilte das Distrikt-Gericht Fukui, dass Takahama-3 und -4 wieder hochgefahren werden können.[15]
Am 29. Januar 2016 erfolgte der Neustart von Takahama-3; als Brennstoff sollen auch MOX-Brennelemente verwendet werden.[16] Am 26. Februar 2016 erfolgte das Wiederanfahren des Reaktors 4, am frühen Morgen des 29. Februars, wurde der Reaktor jedoch wegen Fehlern in einem Generator und einem Trafo automatisch abgeschaltet.[17][18] Kurz vor dem Wiederanfahren waren in dem Reaktor 34 Liter radioaktiven Wassers bei einer Kühlleitung ausgetreten; die Ursache war ein nicht festgezogener Bolzen.[19] Dadurch trat eine Verzögerung des Neustarts um einen Tag auf. Bei Takahama-4 werden ebenfalls MOX-Brennelemente verwendet.[20]
Am 9. März 2016 verfügte ein Gericht das Abschalten der Reaktoren, bzw. ein Verbot des Wiederanfahrens (ein Reaktor war wegen einer Störung bereits vor dem Richterspruch herunter gefahren worden). Die Richter kritisieren die Notfallpläne sowie die technische Ausrüstung des Kraftwerks.[21] Damit reduzierte sich in Japan die Zahl der im Netzbetrieb befindlichen Reaktoren wieder auf 2.
Am 17. Juni 2016 bestätigte das Bezirksgericht in Otsu sein Wiederanfahrverbot aus dem März 2016 für die Takahama-Reaktoren, daraufhin kündigte Kansai Electric an, die Brennstäbe aus den Reaktoren 3 & 4 zu entfernen, und in den kraftwerkseigenen Abklingbecken zwischenzulagern.[22]
Am 28. März 2017 gab das Obergericht Ōsaka dem Einspruch von Kansai Denryoku statt und hob das vom Bezirksgericht auferlegte Verbot auf.[23] Am 22. Mai 2017 um 14 Uhr wurden die Stromerzeugung und -übertragung im Reaktor 4 wiederhergestellt, die Wiederinbetriebnahme des Reaktors 3 erfolgte am 6. Juni 2017.[24]
Das Kernkraftwerk Takahama hat vier Blöcke (Quelle: IAEA, Stand: August 2022):
Block | Reaktortyp | Modell | Status | Netto- leistung in MWe (Design) |
Brutto- leistung in MWe |
Therm. Leistung in MWt |
Baubeginn | Erste Kritikalität |
Erste Netzsyn- chronisation |
Kommer- zieller Betrieb (geplant) |
Abschal- tung (geplant) |
Einspeisung in TWh |
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1[1] | PWR | M (3-loop) | Inaktiv | 780 | 826 | 2440 | 25.04.1970 | 14.03.1974 | 27.03.1974 | 14.11.1974 | – | 174,31 |
2[8] | PWR | M (3-loop) | Inaktiv | 780 | 826 | 2440 | 09.03.1971 | 20.12.1974 | 17.01.1975 | 14.11.1975 | – | 172,66 |
3[25] | PWR | M (3-loop) | In Betrieb | 830 | 870 | 2660 | 12.12.1980 | 17.04.1984 | 09.05.1984 | 17.01.1985 | – | 191,31 |
4[26] | PWR | M (3-loop) | In Betrieb | 830 | 870 | 2660 | 19.03.1981 | 11.10.1984 | 01.11.1984 | 05.06.1985 | – | 189,54 |