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Das Pumpspeicherwerk Niederwartha ist eines der ersten im Großmaßstab verwirklichten Pumpspeicherkraftwerke (Abkürzung: PSW). Es befindet sich in den Dresdner Stadtteilen Cossebaude und Niederwartha. Das PSW Niederwartha wurde von 1927 bis 1930 gebaut und hat eine Nennleistung von 120 Megawatt, die von sechs Maschinensätzen erzeugt werden kann. Vier davon sind allerdings stillgelegt. Zur Zeit befindet sich das PSW Niederwartha im Übergangsbetrieb mit zwei Turbinen und 40 MW Leistung.

Pumpspeicherwerk Niederwartha
PSW Niederwartha – Kraftwerk am Unterbecken
PSW Niederwartha – Kraftwerk am Unterbecken
PSW Niederwartha – Kraftwerk am Unterbecken
Lage
Pumpspeicherwerk Niederwartha (Sachsen)
Pumpspeicherwerk Niederwartha (Sachsen)
Sachsen, Deutschland
Koordinaten 51° 5′ 36″ N, 13° 36′ 37″ O
Land Deutschland Deutschland
Ort Niederwartha
Gewässer Elbe
Daten
Typ Pumpspeicherkraftwerk
Primärenergie Wasserkraft
Leistung 40 Megawatt[1]
Eigentümer Vattenfall
Betreiber Vattenfall Wasserkraft GmbH
Projektbeginn 1927
Bauzeit: 1927–1930
Betriebsaufnahme 1958[1]
Turbine 2 × Francis-Turbine
Website Vattenfall
Stand 2019
Ober- und Unterbecken
Ober- und Unterbecken

Ober- und Unterbecken

f2

Geschichte


Luftbild PSW Niederwartha
Luftbild PSW Niederwartha

Zur Bauzeit leisteten sich die Ingenieure des PSW Niederwartha einen wahren Wettlauf um die erste Inbetriebnahme mit dem PSW Koepchenwerk an der Ruhr (am Hengsteysee) im westfälischen Herdecke. Nach Auskunft des heutigen Betreibers Vattenfall ging das PSW Niederwartha schließlich mit der ersten Maschine schon am 27. November 1929 ans Netz. Die endgültige Fertigstellung und Inbetriebnahme des letzten Maschinensatzes erfolgte jedoch erst im März 1930. Das Koepchenwerk wurde am 28. Januar 1930 vollständig mit 132 MW in Betrieb genommen. Je nach Betrachtungsweise wurden beide Kraftwerke als „Erste ihrer Art“ und „große technische Neuerung“ gefeiert.

Die architektonische Gestaltung des Kraftwerkes geht auf einen Entwurf des Dresdner Architekten und Hochschullehrers Emil Högg zurück. Als Bauingenieur war Prof. Kurt Beyer maßgeblich am Bau beteiligt.

1945 wurde die elektrische Ausrüstung als Reparationsleistung demontiert und in die Sowjetunion verbracht. In den Jahren 1957–1960 schrittweiser Wiederaufbau zunächst mit vier neuen Maschinen; später kamen die vier ursprünglichen aus der Sowjetunion zurück, zwei stammten von der Firma Escher Wyss und zwei von Voith. Man verschrottete die Aggregate der Firma Escher-Wyss und baute für die anderen beiden eine neue Rohrbahn und erweiterte das Maschinenhaus elbseitig für diese zwei alten Maschinensätze. Damit sind nun alle Aggregate von der Firma Voith. 1955 (?) waren zwei Turbinen in Betrieb (40 MW), 1957 vier (80 MW) und 1960 erstmals sechs (120 MW). Ursprünglich hatten die zurück erhaltenen alten Turbinen nur eine Leistung von 15 MW; sie wurden beim Wiederaufbau auf je 20 MW erweitert. Der Netzanschluss an das Hochspannungsnetz der ENSO Netz erfolgt über die Schaltanlage Niederwartha.[2]

Im August 2002 wurde das Kraftwerk durch das Elbhochwasser beschädigt. Ab November 2003 wurde es schrittweise mit zwei Turbinen wieder in Betrieb genommen, die restlichen wurden nicht repariert. Nachdem 2008 Planungen für einen Neubau vorgestellt wurden, teilte Vattenfall 2015 mit, das Werk zum 1. Januar 2016 vom Netz zu nehmen. Vattenfall ist jedoch verpflichtet, das Werk auch weiterhin für den Schwarzstartfall vorzuhalten. Ein entsprechender Vertrag wurde mit der DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH geschlossen.[3]

Anfang 2019 war die Zukunft des Pumpspeicherwerks weiter ungewiss. Vattenfall hält große Instandhaltungsmaßnahmen unter den gegebenen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht für darstellbar.[4]

Anfang März 2022 ist in einer Transformatorenanlage am Pumpspeicherwerk ein kleiner selbstgebastelter Fallschirm gefunden worden. Das Konstrukt bestand aus einem rund 25 Zentimeter breiten Schirm aus Stoff, dran hing eine 40 Zentimeter lange Metallkette. Nach Vermutungen der Ermittler sollte ein Schaden ähnlich dem durch einen Ballon verursachten Stromausfall in Dresden im September 2021 verursacht werden.[5]


Die Wasserbauwerke


Fallrohre mit den Wasserschlössern
Fallrohre mit den Wasserschlössern

Das Pumpspeicherkraftwerk Niederwartha besteht aus einem Oberbecken und einem Unterbecken. Diese sind mit Druckrohrleitungen verbunden: es gibt heute drei Rohrleitungen aus Stahl von 3,20 beziehungsweise 2,50 m Durchmesser und 1760 m Länge. Die Fallhöhe beträgt etwa 143 m.

Oben am Berghang, an dem Knickpunkt der Fallrohre, steht an jedem Rohr ein oben offener Turm, das sogenannte Wasserschloss. Es dient dazu, einen Druckstoß im Rohr zu verhindern, wenn ein Ventil geschlossen wird. Druckstöße könnten sonst bewirken, dass ein Rohr bricht.

Das Kraftwerk arbeitet mit Francis-Turbinen. Das Energie-Speichervermögen (Arbeitsvermögen) der Anlage beträgt schwankenden Angaben zufolge 560 oder 591 MWh.


Das Unterbecken


Das Unterbecken wurde zur Bauzeit etwa zur Hälfte auf Kötzschenbrodaer Flur errichtet, der gesamte nordwestliche Teil des Beckens überdeckt etwa die Hälfte der ehemals linkselbischen Weiherwiesen des späteren Radebeuler Stadtteils Am Fährhaus. Auch der sich dort befindliche Reidl’s Hof wurde überflutet. Die 45 ha Speicheroberfläche entsprechen etwa den 43 ha Kötzschenbrodaer Flur, die direkt an der Elbe anfing und flussaufwärts der Niederwarthaer Elbbrücke lag. 1954 kam diese gesamte Flur zu Niederwartha und ist damit heute Teil von Dresden.

Das Absperrbauwerk des Unterbeckens ist ein Staudamm. Die in der Nähe vorbeifließende Elbe ist aber nicht aufgestaut.

Am Unterbecken (Stausee Cossebaude) gibt es seit 1936 eine Badeanstalt, die heute zur Stadt Dresden gehört. 2002 und 2013 wurde das Bad überflutet durch das Elbehochwasser.

Die Bauwerksdaten:


Das Oberbecken


PSW Niederwartha – Einlaufbauwerk am Oberbecken
PSW Niederwartha – Einlaufbauwerk am Oberbecken
Oberbecken
Oberbecken

Das Absperrbauwerk des Oberbeckens ist ebenfalls ein Staudamm. Dem Oberbecken laufen drei kleine Bäche zu, von denen der Unkersdorfer Silberbach der größte ist. Am Zulauf dieser drei Zuflüsse befindet sich eine Vorsperre nahe Rennersdorf.

Auch am Oberbecken gibt es Bademöglichkeiten, allerdings inoffizieller Art. Der Betreiber Vattenfall toleriert aber das wilde Baden.

Die Bauwerksdaten:


Siehe auch




Commons: Pumpspeicherkraftwerk Niederwartha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Pumpspeicherkraftwerk Niederwartha. In: vattenfall.com. Abgerufen am 11. Dezember 2019.
  2. Kraftwerksliste. Bundesnetzagentur, 11. November 2019, abgerufen am 11. Dezember 2019.
  3. Jana Mundus: Es hat sich ausgepumpt. Der Energiekonzern Vattenfall weiß endlich, was aus dem Pumpspeicherwerk werden soll – nicht mehr viel. Sächsische Zeitung, 28. August 2015, abgerufen am 12. November 2015.
  4. Kajetan Byszio: Kampf um das Pumpspeicherkraftwerk Niederwartha. In: Sachsen Fernsehen. 6. Februar 2019, abgerufen am 11. Dezember 2019.
  5. Dresdner Neueste Nachrichten vom 4. März 2022



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