Das Kraftwerk Scholven ist ein Kraftwerk der Uniper Kraftwerke GmbH im Stadtteil Scholven der Stadt Gelsenkirchen.
Kraftwerk Scholven | |||
---|---|---|---|
![]() | |||
Lage | |||
| |||
Koordinaten | 51° 36′ 10″ N, 7° 0′ 34″ O51.6027777777787.0094444444444 | ||
Land | Deutschland | ||
Daten | |||
Typ | Dampfkraftwerk | ||
Primärenergie | Fossile Energie | ||
Brennstoff | Steinkohle | ||
Leistung | 760 Megawatt | ||
Eigentümer | Uniper Kraftwerke GmbH | ||
Betreiber | Uniper Kraftwerke GmbH | ||
Schornsteinhöhe | 302 m |
Es besitzt heute noch eine installierte elektrische Leistung von 760 MW. Zwei am Standort befindliche Kraftwerksblöcke wurden mit Heizöl befeuert. Im Vollbetrieb war das Kraftwerk mit einer Gesamtleistung von 3.406 MW neben dem Kraftwerk Boxberg das leistungsstärkste deutsche Kraftwerk und galt als eines der leistungsstärksten Steinkohlekraftwerke Europas. Die Anlagen produzierten 2016 4,1 Millionen Tonnen CO2.
Die verbliebenen Blöcke B und C, das Fernwärmekraftwerk Buer (FWK) und das Dampfwerk Scholven (DWS) liefern Dampf an benachbarte Chemiebetriebe und Fernwärme an einige umliegende Städte. Die bereitgestellte elektrische Energie wird in benachbarte Betriebe sowie ins Netz von Amprion eingespeist.
Zukünftig soll das Kraftwerk von Kohle auf Erdgas umgestellt werden, wobei als erstes ein in Kraft-Wärme-Kopplung betriebener GuD-Kraftwerksblock gebaut werden soll.[1]
Die 302 Meter hohen Schornsteine, welche zu den höchsten in Deutschland gehören, bilden zusammen mit den noch fünf existierenden Kühltürmen eine beeindruckende Industriekulisse. Daher wurde das Kraftwerksgelände und die benachbarte Halde Oberscholven Schauplatz im Tatort Die Kugel im Leib von 1979.
Früher verfügte das Kraftwerk über insgesamt fünf Schornsteine, davon einer baugleich zum südlichen Schornstein; ein weiterer, von geringerer Höhe als die noch existierenden drei, war allein dem Block F zugeordnet. Diese wurden 1992/93 aufgrund der Umstrukturierung der Rauchgasentschwefelungsanlagen zurückgebaut und die Turmstümpfe, die auf aktuellen Luftbildern noch erkennbar sind, umgenutzt.
Die zwei nördlich stehenden Kühltürme wurden am 10. August 2008 gesprengt, da sie nach der Außerdienststellung der ölgefeuerten Blöcke G und H nicht weiter genutzt werden konnten.
Das 67 m hohe und 43 m breite Kesselhaus im Block G wurde am 17. Januar 2010 gesprengt.[2] Damit ist der Rückbau der Blöcke G und H weitgehend abgeschlossen.
Eine Besonderheit ist, dass der nördlichere der beiden Schornsteine auch als Hochspannungsmast dient.
Hervorgegangen ist das Kraftwerk aus einem Betrieb zur Deckung des Eigenbedarfes an Strom und Dampf der Zeche Scholven. Daraus entwickelte sich ein leistungsstarkes Großkraftwerk. In den Jahren 1968 bis 1971 gingen die nahezu baugleichen Steinkohlekraftwerk-Blöcke B–E in Betrieb, 1974 und 1975 folgten die baugleichen Ölkraftwerk-Blöcke G und H (50 % Anteil RWE Power), 1979 der Block F und Ende 1985 das Fernwärmekraftwerk Buer (FWK). Der Block G wurde im Sommer 2001, der Block H im Sommer 2003 endgültig stillgelegt. Der Rückbau der beiden Blöcke hatte Ende 2007 begonnen. Die Sprengung der beiden Kühltürme fand am 10. August 2008 um 12:17 Uhr statt.
Die Blöcke D bis F wurden Ende Dezember 2014 stillgelegt; die verbliebenen drei Blöcke laufen noch bis Ende 2022.[3] Ende Oktober 2022 wird Block C stillgelegt nach dem er bei der dritten Auktion nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz den Zuschlag erhielt.[4]
Brennstoff | Steinkohle |
Öl-Blöcke: Schweröl | |
Dampfwerk Scholven: Heizöl EL | |
Dampfwerk Zweckel: HSR, HS | |
Bruttoleistung | Block B – E je 380 MW |
Block F 740 MW | |
Block G – H je 672 MW | |
Nettoleistung | Block B – E je 345 MW |
Block F 676 MW | |
Block G – H je 640 MW | |
FWK 138 MW äquivalent, davon 70 MW el. | |
Inbetriebnahme | Block B 1968 |
Block C 1969 | |
Block D 1970 | |
Block E 1971 | |
Block F 1979 | |
Block FWK 1985 | |
Block G 1974 | |
Block H 1975 | |
DWS 1973 | |
DWZ 1971 | |
Stillgelegt | |
Brennstoff | Steinkohle |
Nettoleistung | Block D und E je 345 MW |
Block F 676 MW | |
Betriebszeit | Block D • 1970–2014 |
Block E • 1971–2014 | |
Block F • 1979–2014 | |
stillgelegt und zurückgebaut | |
Brennstoff | Öl |
Nettoleistung | Block G und H je 640 MW |
Betriebszeit | Block G • 1974–2001 |
Block H • 1975–2003 |
Der Anschluss ans Übertragungsnetz von Amprion erfolgt bei den Blöcken B–E auf der 220-kV-Höchstspannungsebene, wobei der Kamin Scholven B als Träger der vom Block D abgehenden Leitung dient und beim Block F auf der 380-kV-Ebene.[5]
Kritiker bemängeln am Kraftwerk Scholven die hohen Emissionen an Stickstoffoxiden, Schwefeloxiden, Quecksilber und Feinstaub, an dem Krebs erzeugende Substanzen (Blei, Cadmium, Nickel, PAK, Dioxine und Furane) haften können.[6] Eine von Greenpeace bei der Universität Stuttgart in Auftrag gegebene Studie kommt 2013 zu dem Ergebnis, dass die 2010 vom Kraftwerk Scholven ausgestoßenen Feinstäube und die aus Schwefeldioxid-, Stickoxid- und NMVOC-Emissionen gebildeten sekundären Feinstäube statistisch zu 1.378 verlorenen Lebensjahren führen.[7] Auf der Liste der „gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands“ rangiert das Kraftwerk Scholven daher auf Platz 8.[8]
Außerdem stehen angesichts des Klimawandels die CO2-Emissionen des Kraftwerkes in der Kritik von Umweltverbänden.[9][10]
Das Kraftwerk Scholven meldete folgende Emissionen im europäischen Schadstoffregister PRTR:
Luftschadstoff | Emissionsmenge PRTR 2007 | Emissionsmenge PRTR 2008 | Emissionsmenge PRTR 2009 | Emissionsmenge PRTR 2010 | Emissionsmenge PRTR 2011 | Emissionsmenge PRTR 2012 |
---|---|---|---|---|---|---|
Kohlenstoffdioxid (CO2) | 12.600.000.000 kg | 10.500.000.000 kg | 9.730.000.000 kg | 9.390.000.000 kg | 9.140.000.000 kg | 9.340.000.000 kg * |
Stickstoffoxide (NOx/NO2) | 9.260.000 kg | 8.250.000 kg | 4.460.000 kg | 7.090.000 kg | 6.820.000 kg | 6.650.000 kg |
Schwefeldioxide (als SOx/SO2) | 6.780.000 kg | 4.570.000 kg | 2.580.000 kg | 4.330.000 kg | 4.230.000 kg | 4.070.000 kg |
Kohlenmonoxid (CO) | 501.000 kg | 632.000 kg | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben |
Feinstaub (PM10) | 326.000 kg | 276.000 kg | 140.000 kg | 244.000 kg | 227.000 kg | 213.000 kg |
Quecksilber und Verbindungen (als Hg) | 471 kg | 461 kg | 111 kg | 135 kg | 134 kg | 144 kg |
Nickel und Verbindungen (als Ni) | 304 kg | 298 kg | 75 kg | 86 kg | 88 kg | 110 kg |
Arsen und Verbindungen (als As) | 151 kg | 133 kg | 35 kg | 51 kg | 56 kg | 47 kg |
Kupfer und Verbindungen (als Cu) | 124 kg | 123 kg | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | 183 kg |
Chrom und Verbindungen (als Cr) | 128 kg | 111 kg | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben |
Cadmium und Verbindungen (als Cd) | 24 kg | 31 kg | 19 kg | 31 kg | 30 kg | 37 kg |
* im PRTR fehlt in der Originalangabe „934.000.000 kg CO2“ für 2012 offensichtlich eine Null (Zugriff am 21. April 2014) | ||||||
Weitere typische Schadstoffemissionen wurden nicht berichtet, da sie im PRTR erst ab einer jährlichen Mindestmenge meldepflichtig sind, z. B. Dioxine und Furane ab 0,0001 kg, Kupfer sowie Chrom ab 100 kg, Blei sowie Zink ab 200 kg, Ammoniak und Lachgas (N2O) ab 10.000 kg, flüchtige organische Verbindungen außer Methan (NMVOC) ab 100.000 kg und Kohlenmonoxid ab 500.000 kg.[12]
Die Europäische Umweltagentur hat die Kosten der Umwelt- und Gesundheitsschäden der 28.000 größten Industrieanlagen in der Europa anhand der im PRTR gemeldeten Emissionsdaten mit den wissenschaftlichen Methoden der Europäischen Kommission abgeschätzt.[13] Danach liegt das Kraftwerk Scholven auf Rang 56 der Schadenskosten aller europäischen Industrieanlagen.[14]
Verursacher | Schadenskosten | Einheit | Anteil |
---|---|---|---|
Kraftwerk Scholven | 272 – 411 | Millionen Euro | 0,3 – 0,4 % |
Summe 28.000 Anlagen | 102 – 169 | Milliarden Euro | 100 % |
Besucherzentrum und Ankerpunkte (von West nach Ost): | Zechenpark Friedrich Heinrich | Museum der Deutschen Binnenschifffahrt | Innenhafen Duisburg | LVR-Industriemuseum Oberhausen | Landschaftspark Duisburg-Nord | Gasometer Oberhausen | Aquarius-Wassermuseum | St.-Antony-Hütte | Villa Hügel | Nordsternpark | Welterbe Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Zeche Ewald | Chemiepark Marl | Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen | Henrichshütte | Jahrhunderthalle Bochum | Umspannwerk Recklinghausen | Deutsches Bergbau-Museum | Zeche Nachtigall | Schiffshebewerk Henrichenburg | DASA | Kokerei Hansa | Zeche Zollern II/IV | Hohenhof | Freilichtmuseum Hagen | Lindenbrauerei Unna | Maximilianpark Hamm
Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie, Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Panoramen und Landmarken | 26. Sakralbauten | 27. Eisen & Stahl | 28. Wasser: Werke, Türme und Turbinen | 29. Bochum – Industriekultur im Herzen des Reviers | 30. Gelsenkirchen | 31. Route Industriekultur und Bauhaus | per Rad
Nordsternpark und Zeche Nordstern 1/2 | Pumpwerk Gelsenkirchen-Horst im Nordsternpark | Mahnmale und Grabstätten auf dem Friedhof Horst-Süd | Siedlung Klapheckenhof | Zeche Wilhelmine Victoria | Ehemaliger Schlacht- und Viehhof | Schleuse Gelsenkirchen | Stadthafen Gelsenkirchen | Sutumer Brücke | Zeche Graf Bismarck 1/4 | Glückauf-Kampfbahn | Ehemaliges Verwaltungsgebäude Thyssen-Draht | Vittinghoff-Siedlung | Musiktheater im Revier | Hans-Sachs-Haus | Straßenbahnbetriebshof der BOGESTRA | Wohn- und Geschäftshäuser des Backsteinexpressionismus | Neue Synagoge Gelsenkirchen | Hauptbahnhof Gelsenkirchen | Geschäftshäuser der 1950er Jahre in der Bahnhofstraße | WeKa-Karree | Stadtgarten | Schacht Oberschuir | Revierpark Nienhausen | Siedlung Am Eichenbusch/Hördeweg | Villa Dahlbusch | Volkshaus Rotthausen | Ehemaliges Verwaltungsgebäude Gussstahlwerk | Wissenschaftspark Gelsenkirchen | Zeche Rheinelbe | Künstlersiedlung Halfmannshof | Halde Rheinelbe und Skulpturenwald | Kray-Wanner-Bahn | Zeche Holland 1/2 | Von-Wedelstaedt-Park | Siedlung Flöz Dickebank | Heilig-Kreuz-Kirche | Neue Kolonie Alma und Angestelltenhäuser Torgauer Straße | Kokerei Alma | Erzbahnbrücke 9 – Pfeilerbrücke | Erzbahnbrücke 10 | Ehemalige Handelsschule, Augustastraße | Solarbunker Schalker Verein | Torhäuser und Kriegerdenkmal des Schalker Vereins | Siedlung Chattenstraße/Preußenstraße | Zeche Consolidation 3/4/9| Siedlung Erdbrüggenstraße/Kanalstraße | Christuskirche | Bleckkirche | Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen-Bismarck | Hafen Grimberg | Grimberger Sichel | ZOOM Erlebniswelt | Fleuthe-Brücke | Siedlung Auguststraße und Forsthaus-Siedlung | Schievenfeld-Siedlung | Rathaus Buer | Rathausplatz und Stadtforum Buer | Genossenschaftssiedlung Droste-Hülshoff-Straße/Hermann-Löns-Straße | Stadtwald | Schloss Berge und Berger Anlagen | Zeche Hugo | Siedlung Schüngelberg | Halde Rungenberg | Hallenbad Buer | Schauburg Filmpalast | Siedlung Bergmannsglück und Beamtenhäuser Uhlenbrockstraße | Siedlung Spinnstuhl | Ehemalige Kokerei Hassel | Zeche Westerholt | Siedlung Hassel | Ruhr Oel GmbH–BP Gelsenkirchen, Werk Scholven | Kraftwerk Scholven | Arbeitersiedlung Scholven und Beamtenhäuser Schwedenstraße