Das Kopswerk II ist ein Pumpspeicherkraftwerk der illwerke vkw AG im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Die Anlage befindet sich in Gaschurn im Montafon und bezieht ihr Wasser aus der Silvretta-Gebirgsgruppe.
Kopswerk II
Maschine 1 mit Blick vom 6. UG ins 5. UG zur Kupplung. Blau lackierte Maschinenteile sind Bestandteile der Pumpe. Maschine 1 mit Blick vom 6. UG ins 5. UG zur Kupplung. Blau lackierte Maschinenteile sind Bestandteile der Pumpe.
Das Kopswerk II wurde als Kavernenkraftwerk gebaut (die gesamte Anlage dieses Wasserkraftwerks ist also im Berg untergebracht), so dass von außen nur die Zufahrt in den Berg und die Schaltanlage sichtbar sind.
Das Kraftwerk
Das KopswerkII ist als Pumpspeicherkraftwerk mit drei vertikalachsigen Maschinensätzen mit einer Leistung von je 150MW realisiert. Die Maschinensätze erlauben nicht nur die Nutzung im Turbinenbetrieb zum Zweck der Stromerzeugung, sondern bieten auch die Möglichkeit, im Pumpbetrieb Wasser, das die Anlage durchlaufen hat und sich im Unterwasserbecken befindet, zur erneuten Nutzung zurück in das Oberwasserbecken zu pumpen. Hierbei kommt das Prinzip des hydraulischen Kurzschlusses zur stufenlosen Regelung des Pumpbetriebs zum Einsatz.
Das Kraftwerk erweiterte zum Zeitpunkt seiner Inbetriebnahme die Kapazität des Illwerke-Verbundes im Turbinenbetrieb um 36 Prozent und im Pumpbetrieb um 85 Prozent.
Das Kraftwerk nutzt als Oberwasserbecken zum Antreiben der Turbinen den bereits existierenden Kopssee, der auch das Kraftwerk KopsI mit Triebwasser versorgt. Als Unterwasserbecken nutzt das KopswerkII das Rifabecken, anders als das KopswerkI, das als Unterwasser das Ausgleichsbecken Partenen verwendet. Beide Becken liegen etwa 500Meter Luftlinie mit 20Meter Höhenunterschied voneinander entfernt und sind über das Rifawerk, das für Turbinen- und Pumpbetrieb konzipiert wurde, miteinander verbunden. Beide Ausgleichsbecken liegen zwischen den Ortschaften Gaschurn und Partenen im Montafon.
Das Bauvorhaben
Statue der Hl. Barbara in einer Felsnische am Eingang des Stollens zur Kaverne des Kopswerks II
Das Vorhaben, für das Kosten von 360Mio.Euro veranschlagt wurden, gliederte sich in drei Baulose. Baubeginn war im September 2004, im März 2008 wurde die erste Maschine in Betrieb genommen.[1] Am 16.November 2008 wurden alle drei Maschinen in den Probebetrieb überführt; die uneingeschränkte Freigabe für den Turbinen- und Pumpbetrieb erfolgt am 11.Dezember 2008.[2]
Schnitt Kraftwerkszuleitung Kopswerk II.Modell eines Peltonlaufrades in der Kaverne des Kopswerkes II
Das erste Baulos bestand aus dem 5,5Kilometer langen Druckstollen VersalII,[3] der eine Wasserführung vom Kopssee bis zum Beginn des Druckschachtes im Maisäß Tafamunt realisiert. Der Stollen wurde zwischen August 2005 und dem 22.Juli 2006 mit einer Tunnelbohrmaschine aufgefahren. Um das Einlaufbauwerk des Stollens im Kopssee bauen zu können, wurde der Inhalt des Sees im Winter 2005/2006 abgelassen. Mit Einsetzen der Schneeschmelze wurde der See wieder mit Wasser gefüllt, nachdem eine Drosselklappe in den Stollen eingebaut worden war.
Das zweite Baulos beinhaltete die Errichtung eines 1,1Kilometer langen Druckschachts und des Wasserschlosses bei Tafamunt. Der Druckschacht mit einem Durchmesser von 4,60Meter und einer Steigung von 80% (38,7°) führt von Tafamunt auf einer Höhe von rund 1.600Meter in den Talgrund zum Krafthaus und überwindet dabei eine Höhendifferenz von etwa 700m. Das Auffräsen des Schachtes erfolgte mit Hilfe maschinellen Vortriebs durch eine Tunnelbohrmaschine aus dem Tal bergauf. Der Druckstollen ist mit Stahlrohren mit einem Durchmesser von 3,80m versehen.
Die Aufgabe des im Inneren des Berges errichteten Wasserschlosses ist die Verminderung von Druckstößen beim Umstellen von Turbinen- auf Pumpbetrieb (Funktion ähnlich einem Ausdehnungsgefäß). Das Wasserschloss befindet sich am Übergang vom Versalstollen in den Druckschacht in Tafamunt.
Im Rahmen des dritten Bauloses wurde das Kavernenkrafthaus im Talgrund realisiert. Zur Unterbringung des Kraftwerkes wurden zwei Kavernen etwa 150m in den Berg gesprengt: Die Maschinenkaverne beherbergt die Hauptpumpen, die hydraulischen Anfahrwandler, die Motorgeneratoren und die Peltonturbinen, während in der zweiten Kaverne die Transformatoren untergebracht sind. Zu diesem Baulos gehört darüber hinaus die Realisierung der Unterwasserführung aus dem Krafthaus in das Rifabecken. Dieser Stollen unterquert die L188 und die Ill. Dieser Stollen ist beim Regelbetrieb des Kraftwerks für die Ableitung des Wassers in das Unterwasserbecken und für den Rückfluss des Wassers aus diesem während des Pumpbetriebs zuständig.
Technische Daten
Schieber der Hauptpumpenzuleitung zum Maschinensatz 1 mit Gegengewicht
Die Maschinenkaverne ist 88m lang, ca. 30½m breit und ist an der höchsten Stelle 60½Meter hoch. Das Felsausbruchs-Volumen beträgt 113.000m³ (Silvrettakristallin[4]). In ihr sind die drei Maschinensätze mit einer Höhe von jeweils 38m montiert. In der Felskaverne mit den Maschinensätzen könnte das Haupthaus des Wiener Stephansdoms untergebracht werden.
Die Transformatorenkaverne ist 35m lang, 16m breit und 19m hoch. Das Ausbruchsvolumen beträgt 8.100m³. Die Kaverne beherbergt drei Transformatoren, die über Stromschienen mit den Generatoren in der Maschinenkaverne verbunden sind.
Gebirgsanker und Spritzbetonschale[5] zur Stabilisierung der Kavernen bis etwa 30m Länge eingebaut.
Zwei Schwerlast-Brückenkräne mit je 130Tonnen Tragfähigkeit (Tandemhub: 250Tonnen) für den Einbau und Revisionen.
zentrale Schaltschränke für die drei Maschinensätze des Kopswerkes II von ABB
Oberwasserführung:
Die durch den Druckstollen VersalII und den Druckschacht von Tafamunt in den Talboden realisierte Oberwasserführung ist insgesamt 6.687m lang, wobei 5.552m auf den Druckstollen und die restlichen 1.135m auf den Druckschacht entfallen. Der Durchmesser des Druckstollens ist 4,90m, der Druckschacht ist 3,80m im Durchmesser.
Das Wasserschloss in Tafamunt besteht aus zwei Kammern und einem Steigschacht zwischen den beiden Kammern und einem Belüftungsstollen an die Erdoberfläche. Die untere Kammer ist 270m lang und weist einen Durchmesser von 7m auf. Die obere Kammer ist 240m lang bei einem inneren Durchmesser von 6,10Meter. Der die beiden Kammern verbindende Steigschacht ist 192m lang, hat einen Durchmesser von 5,10m und weist eine Längsneigung von 49° auf.
Für Bau, Wartung und Kontrolle des Wasserschlosses existiert der Fensterstollen Tafamunt, der 800m lang ist. Er mündet in die untere Kammer.
Unterwasserführung: Die Unterwasserführung von der Maschinenkaverne bis zum Rifabecken setzt sich aus den folgenden Komponenten zusammen:
Druckluftwasserschloss: 3 45m lange Kammern (52m² Querschnitt) und ein 77Meter langer Verbindungsstollen.
Unterwasser-Wasserschloss mit einer 47m langen Unterkammer, einem 31m hohen Steigschacht mit 12m Durchmesser und einer kleinen oberen Schwallkammer.
Unterwasserstollen: 267m lang, Durchmesser zwischen 7m und 5,8m.
Ein- und Auslaufbauwerk im Rifabecken.
Querschnitt eines 220kV-Kabels als Verbindung zwischen den Transformatoren und SchaltanlageModell eines Maschinensatzes (situiert in der Kaverne). Blau = Pumpe, darauf folgend der Anfahrtswandler/Kupplung, Motorgenerator und ganz oben die Turbine
Wassernutzung
Das Kopswerk II nutzt ausschließlich bestehende Wasserfassungen der illwerke vkw AG (Kopssee, Rifabecken).
Einlaufbauwerk für 80m3/s
Bruttofallhöhe: 818m
SF6-Hochspannungsschaltanlage Rifa in der Nähe des Eingangs zur Kopswerk II Kaverne
Maschinensätze
drei Maschinensätze bestehend aus Turbine – Motorgenerator – Wandler – Pumpe (auf je einer Welle).
Turbinentype: sechsdüsige Peltonturbine mit maximal 25,3m3/s Durchfluss bei einer Wassergeschwindigkeit an den Düsen von etwa 460km/h.
Motorgenerator: Synchrongenerator/Synchronmotor.
Wandler: Synchronisierwandler samt Zahnkupplung.
Pumpe: dreistufige Speicherpumpe mit einer Förderkapazität von maximal 19,3m3/s.
Nenndrehzahl 500min−1.
Höhe eines Maschinensatzes: rund 38m.
Generatorennennleistung: 200MVA (gesamt 600MVA)
Nennleistung (Turbinenbetrieb) maximal (Engpassleistung): 175MW je Maschinensatz (gesamt 525MW).
Nennleistung (Pumpbetrieb) maximal: 150MW je Maschinensatz (gesamt 450MW).
Umstellzeit von Turbinen- auf Pumpbetrieb: etwa 60s (Wassersäule wird in etwa 20s gestoppt und in etwa 40s in die Gegenrichtung gedrückt. Gewicht der Wassersäule etwa 110.000Tonnen).
Regelfähigkeit zwischen Turbinen- und Pumpbetrieb: 0–100%
Startzeit Energielieferung: etwa 2Minuten.
Geräuschkulisse Pumpbetrieb im Kopswerk II – Maschine 1, aufgenommen im 6. UG
Erste Maschine in Betrieb@1@2Vorlage:Toter Link/vorarlberg.orf.at(Seite nicht mehr abrufbar, Suche inWebarchiven)Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (18. März 2008)
Selbstauskunft Vorarlberger Illwerke AG
Länge: 5552 m, Durchmesser: 4,90 m, Längsneigung 0,4%. Ausgekleidet wurde der Druckstollen mit Betonfertigteilen (sog. Tübbingen)
Gesteinsarten vor allem Amphibolit, verschiedene Gneisarten, Glimmerschiefer
Siehe auch: Neue Österreichische Tunnelbaumethode.
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