Das Kraftwerk Datteln ist ein deutsches Steinkohlekraftwerk. Es liegt bei Datteln am Dortmund-Ems-Kanal. Der Betreiber des Kraftwerks ist die Uniper Kraftwerke GmbH. Drei Blöcke aus den 1960er Jahren sind seit 2014 stillgelegt; ein ab 2007 gebauter 1100-Megawatt-Block ist am 30. Mai 2020 in Betrieb gegangen. Die Aufnahme des Betriebs war mit Protesten verbunden. Laut Die Zeit ist das Kraftwerk „Symbol des Widerstands von Klimaaktivisten gegen die Kohleverstromung.“[1][2] Klagen gegen den Bebauungsplan verzögerten das Projekt um mehrere Jahre. Anfang 2017 wurde eine Sondererlaubnis zur Fertigstellung und zum Betrieb von Block 4 erteilt.[3]
Kraftwerk Datteln | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 51° 37′ 47″ N, 7° 19′ 53″ O51.6296227.331361 | ||
Land | Deutschland | ||
Daten | |||
Typ | Steinkohlekraftwerk | ||
Primärenergie | Fossile Energie | ||
Brennstoff | Steinkohle | ||
Leistung | 1100 Megawatt (Block 4) | ||
Eigentümer | Uniper Kraftwerke | ||
Betreiber | Uniper | ||
Projektbeginn | 1950–1960 Jahre (Blöcke 1–3) 2007 (Block 4) | ||
Betriebsaufnahme | 1964 (Block 1) 1965 (Block 2) 1969 (Block 3) 30. Mai 2020 (Block 4) | ||
Stilllegung | Februar 2014 (Blöcke 1–3) spätestens 2038 (Block 4) | ||
Schornsteinhöhe | 180 m |
Das Kraftwerk ist effizienter, es wird deswegen jedoch auch profitabler und somit stärker ausgelastet sein im Vergleich zu einem Szenario, in welchem ältere und ineffizientere Kraftwerke stattdessen betrieben würden. Es wird von zusätzlichen Emissionen von 10 bis 13 Millionen Tonnen CO2 über die gesamte Laufzeit des Kraftwerks ausgegangen. Um diese zusätzlichen Emissionen auszugleichen, gab die Bundesregierung (Kabinett Merkel IV) an, zusätzliche Kohlekraftwerke abzuschalten.[4] Kritiker bezweifelten 2020 mit Verweis auf das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, dass es nicht zu Mehremissionen kommen würde.[5]
Am 26. August 2021 hat der 10. Senat des Oberverwaltungsgerichts NRW (OVG) festgestellt, dass der Bebauungsplan der Stadt Datteln unwirksam sei. Die Standortauswahl für das Kraftwerk sei fehlerhaft gewesen. Damit wurde einer Klage des Naturschutzverbandes BUND, von Anwohnern und der Nachbarstadt Waltrop rechtgegeben. Er ließ eine Revision des Urteils nicht zu. Das Kraftwerk wird allerdings nicht direkt vom Netz gehen. Denn die richterliche Entscheidung betrifft den Standort, nicht aber die immissionsschutzrechtliche Genehmigung des Kraftwerks. Der BUND hat angekündigt, diese ebenfalls vor Gericht anfechten zu wollen.[6] Die Stadt Datteln klagte erfolgreich vor dem Bundesverwaltungsgericht dagegen, dass der 10. Senat keine Revision zugelassen hatte.[7]
Block | Brennstoff | Feuerungswärmeleistung | Bruttoleistung (elektrisch) | Nettoleistung (elektr.) | Fernwärmeleistung | Baubeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung |
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1 | Steinkohle | 0100 MW | 095 MW | 084 MW | 1964 | Februar 2014 | ||
2 | Steinkohle | 0100 MW | 095 MW | 084 MW | 1965 | Februar 2014 | ||
3 | Steinkohle | 0119 MW | 0113 MW | 084 MW | 1969 | Februar 2014 | ||
4 | Steinkohle | 2400 MW | 1100 MW | 1052 MW | 380 MW | 2007 | 30. Mai 2020[2][8] |
Das ursprüngliche Kraftwerk, welches über zwei je 165 Meter hohe Kamine verfügt, hat eine Nettoleistung von 303 MW elektrisch, verteilt auf die drei Kraftwerksblöcke 1 bis 3, die 1964, 1965 und 1969 in Betrieb genommen.[9] Es diente zur Erzeugung von einphasigem Bahnstrom sowie Fernwärme. 20 Prozent des deutschen Bahnstromes wurden vom Kraftwerk Datteln erzeugt. 45 Prozent aller Haushalte in Datteln werden durch das Kraftwerk mit Fernwärme versorgt.
Die Blöcke 1 und 2 waren baugleich und hatten jeweils Schmelzkammerkessel mit 2 Teillasteinheiten pro Block, während Block 3 einen Kessel mit Trockenentaschung hatte.
Die Aufbereitung der Kohle erfolgte für Block 1 und 2 mit Schlägermühlen und im Block 3 mit Walzenschüsselmühlen.
Zum 31. Dezember 2012 lief die Betriebsgenehmigung des Altkraftwerks aus. Bereits Ende 2006 hat E.ON (heute Uniper) den Genehmigungsbehörden die Stilllegung der Blöcke 1 bis 3 sowie der Hilfskessel 6 und 7 zum 31. Dezember 2012 angezeigt. Aufgrund der Mitteilung durch E.ON haben die Überwachungsbehörden unmittelbar nach dem 31. Dezember 2006 kein Verfahren zur Überprüfung und Anpassung der Kraftwerks-Altblöcke an die aktuelle 13. BImSchV eingeleitet. Für den Weiterbetrieb hätte die Altanlage ansonsten bereits 2007 sehr aufwendig und kostenintensiv nachgerüstet werden müssen. Bei Abgabe der Stilllegungserklärung 2006 gab es noch keinen genehmigten Bebauungsplan und auch keine Genehmigung für den Bau eines neuen Kraftwerks.
Wegen der Streitigkeiten um den Neubau des Blocks 4 reagierte E.ON und erneuerte die Filteranlagen in den Blöcken 1 bis 3. Dadurch wurden seit dem 1. Januar 2011 die aktuell gültigen Grenzwerte wieder eingehalten. Ein Antrag auf einen Weiterbetrieb der drei alten Blöcke wurde gestellt. Nach dem Willen des von Johannes Remmel geführten NRW-Umweltministeriums sollte der Energieversorger E.ON seine Kohlekraftwerksblöcke Datteln 1 bis 3 wie geplant zum 31. Dezember 2012 vom Netz nehmen. Das Ministerium erklärte, ein Widerruf der Stilllegungserklärung von E.ON aus dem Jahre 2006 sei nicht möglich. Eine einmal abgegebene Stilllegungserklärung sei juristisch verbindlich und könne nicht widerrufen werden.
Im November 2012 teilte das Umweltministerium mit, dass die drei Blöcke bis zur Inbetriebnahme einer Umrichterstation im Februar 2014, die Strom aus dem öffentlichen Netz in Bahnstrom umwandeln kann, per befristeter Sondergenehmigung weiter betrieben werden dürfen. Zuvor hatte die Bahn vor Strommangel und Zugausfällen im Winter gewarnt.[10]
Die Kraftwerksblöcke 1–3 wurden am 28. Februar 2014 stillgelegt.
Die damalige E.on Kraftwerke GmbH errichtete am Standort Datteln auf der den bisherigen Kraftwerksblöcken gegenüberliegenden Seite des Dortmund-Ems-Kanals ab 2007 ein neues Kraftwerk. Die Inbetriebnahme war ursprünglich für 2011 geplant.
Der Block wird auch als Kraftwerk Datteln 4 (oder IV) bezeichnet. Damit wird zwar die Nummerierung der bisherigen 3 nebeneinanderstehenden Blöcke fortgeschrieben, doch Datteln 4 ist als eigenständige Anlage zu sehen. Gemeinsam ist die geografische Nähe von 840 m (Mitte–Mitte), die Lage am Kanalkreuz Datteln, das Anliegen an gegenüber liegenden Ufern des Kanals, das Anliegen an einem von SW nach ONO liegendem Bahngleis, und eine ganz ähnliche Lage in Bezug auf das Hochspannungsnetz und das Bahnstromnetz.
Da der Bebauungsplan zwischenzeitlich für unwirksam erklärt wurde und nach Wiederaufnahme der Bauarbeiten technische Probleme am Kessel auftraten, verzögerte sich die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Kraftwerkes. Datteln 4 war mit Stand Oktober 2017 das einzige in Bau befindliche Kohlekraftwerk in ganz Westeuropa.[11]
Die Phase der Inbetriebsetzung wurde mit der kommerziellen Inbetriebnahme am 30. Mai 2020 formal abgeschlossen.
Das Kraftwerk Datteln 4 hat eine elektrische Leistung von 1100 MW (brutto) und 1052 MW (netto).[12] Der ca. 110 Meter hohe Turmkessel hat eine Feuerungswärmeleistung von bis zu 2600 MWth. Im Kondensationsbetrieb hat der Block einen Nettowirkungsgrad von 45 %. Damit ist Datteln 4 eines der weltweit effizientesten Steinkohlekraftwerke und der, zusammen mit dem baugleichen Block Maasvlakte 3, der leistungsfähigste Steinkohlemonoblock Europas.[13] Der 180 Meter hohe Kühlturm mit Reingaseinleitung, ist einer der weltweit höchsten Naturzugkühltürme.[12]
Datteln 4 dient als Ersatzanlage für die stillgelegten Kraftwerke in Datteln (Blöcke 1 bis 3; 319 MW elektrisch brutto), Herne (Kraftwerk Shamrock; 132 MW netto[14])[12] sowie in Dortmund (Kraftwerk Gustav Knepper; 390 MW).[15] Es wird mit importierter Steinkohle befeuert, welche überwiegend über den Dortmund-Ems-Kanal angeliefert werden soll.[12][16] Von den 1100 MW Bruttoleistung werden bis zu 413 MW Bahnstrom als 16,7-Hz-Strom und 642 MW als 50-Hz-Strom für die öffentliche Versorgung bereitgestellt. Darüber hinaus werden auf der Basis der Kraftwärmekopplung (KWK) bis zu 380 MW Fernwärme ausgekoppelt, wodurch die Anlage einen Brennstoffnutzungsgrad von bis zu 60 Prozent erreicht.[12] Die Deutsche Bahn ist im Rahmen eines langfristigen Vertrags zur Abnahme von mehr als 400 Megawatt verpflichtet. Dies entspricht etwa einem Viertel des für den Fahrbetrieb notwendigen Bahnstroms.[17]
Im März 2018 wurden Kesselprobleme aufgrund des verwendeten Spezialstahls 7CrMoVTiB10-10 (T24) bekannt, die erst behoben werden mussten, bevor das Kraftwerk in Betrieb gehen konnte. Derartige Probleme waren zuvor auch bei weiteren Kohlekraftwerksneubauten wie z. B. im Kraftwerk Duisburg-Walsum aufgetreten.[18] Im Juli 2018 begann der Betreiber damit, die kompletten Membranwände des Kessels auszutauschen, da die Schweißnähte nicht stabil genug waren. Ersetzt wurden sie durch einen Stahl anderer Bauart. Aufgrund der Probleme schrieb Uniper 270 Mio. Euro ab.[19]
Die Bundesregierung ging bereits vor Inbetriebnahme des Kraftwerks davon aus, dass die Auslastung beim neuen Kraftwerk überdurchschnittlich hoch ist.
Der BUND rechnet mit 60 bis 70 Prozent, also womöglich mehr als doppelt so viel wie bei einem vergleichbaren Kraftwerk. Aufgrund der aktuellen Entwicklung ein sehr hoher Wert, mittlerweile liegen echte Zahlen vor[20]:
Mai 2020 | Juni 2020 | Juli 2020 | August 2020 | September 2020 | Oktober 2020 | November 2020 | Dezember 2020 | 2020 | |
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Datteln 4 | 49,1 | 22,7 | 50,6 | 41,3 | 17,3 | 39,9 | - | 4,4 | 24,6 |
Ø Deutschland | 13,4 | 12,8 | 12,7 | 15,7 | 33 | 27,3 | 36,1 | 34,9 | 23,6 |
Januar 2021 | Februar 2021 | März 2021 | April 2021 | Mai 2021 | Juni 2021 | Juli 2021 | August 2021 | September 2021 | Oktober 2021 | November 2021 | Dezember 2021 | 2021 | |
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Datteln 4 | 44,6 | 50 | 56,2 | 30,9 | 44,9 | 31,1 | 58,8 | 40,5 | 84 | 48,4 | 72,5 | 54,8 | 51,3 |
Ø Deutschland | 42,4 | 32,7 | 29,5 | 28,6 | 16,8 | 21,5 | 19,7 | 17,7 | 38,5 | 31,6 | 45,3 | 43,6 | 32,5 |
Januar 2022 | Februar 2022 | März 2022 | April 2022 | Mai 2022 | Juni 2022 | Juli 2022 | August 2022 | September 2022 | Oktober 2022 | November 2022 | Dezember 2022 | 2022 | |
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Datteln 4 | 65,2 | 54,4 | 80,4 | 47,1 | - | 61,1 | 38,2 | 65,9 | 50 | ||||
Ø Deutschland | 57,3 | 45,6 | 60 | 34,6 | 26,4 | 26,7 | 31,2 | 42,5 | 37,4 |
Ein gegen den Bebauungsplan für das Kraftwerk gerichteter Normenkontrollantrag eines benachbarten Landwirtes hatte vor dem Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen (OVG) in Münster Erfolg: Mit Urteil vom 3. September 2009 entschied das Gericht, dass die Planung am vorgesehenen Standort gegen Ziele der Landesplanung[21] verstoße.[22] Auch seien Vorgaben zur ressourcen- und klimaschützenden Energienutzung nicht hinreichend berücksichtigt worden. Die Stadt Datteln habe ferner das Gefährdungspotential des Kraftwerks und den Schutz der Bevölkerung im Falle eines nicht auszuschließenden Störfalls in der Abwägung nicht ausreichend beachtet. Den Interessen des Natur- und Landschaftsschutzes sei ebenfalls nicht ausreichend Rechnung getragen worden. Fraglich sei außerdem, ob die Auswirkungen des etwa 180 m hohen – auch die Abgase ableitenden – Kühlturmes auf die benachbarte Wohnbevölkerung und das Landschaftsbild sowie die zu erwartenden Luft- und Lärmimmissionen ausreichend ermittelt und abgewogen worden seien. Der Bebauungsplan wurde daher vom Gericht aufgehoben.[22]
Die Bezirksregierung Münster erließ daraufhin am 14. September 2009 einen vorläufigen Teilbaustopp für das Projekt.[23] Am 16. März 2010 wies das Bundesverwaltungsgericht eine Beschwerde von E.ON und der Stadt Datteln gegen die Nichtzulassung der Revision gegen das Urteil des OVG ab und bestätigte damit das Urteil endgültig. Die Bezirksregierung Münster ordnete einen Baustopp für weitere Bereiche der Baustelle an.[24]
Seit März 2010 lief ein neues Bebauungsplanverfahren, welches am 14. Mai 2014 mit dem Beschluss des Rates der Stadt Datteln für den neuen Bebauungsplan und eine Flächennutzungsplanänderung endete.[25] Daraufhin wurde ein neues immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren beantragt. Der Erörterungstermin wurde im September 2015 durchgeführt. Die Bezirksregierung Münster hat im März 2016 Uniper die Zulassung erteilt, bereits vor der endgültigen Genehmigung weitere Arbeiten zur Errichtung des Kraftwerks durchzuführen.[26]
Parallel dazu veränderte sich durch den Regierungswechsel nach der Landtagswahl NRW vom 9. Mai 2010 – Hannelore Kraft bildete eine rot-grüne Minderheitsregierung (Kabinett Kraft I) – das politische Umfeld deutlich.
Der neue Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, er gehe davon aus, dass Datteln nicht realisiert werden könne. Die CDU erklärte am 29. Juli 2010, sie wolle nach der Sommerpause die Fertigstellung zum Thema im Landtag machen.[27] Der Fraktionschef der SPD-Landtagsfraktion Norbert Römer sprach sich im August 2010 für eine Fertigstellung aus.[28] Im Mai 2011 wurde das Thema im Landtag debattiert. Dabei kam es zu „lautstarken Auseinandersetzungen“.[29]
Am 13. Mai 2012 kam es in NRW zu vorgezogenen Neuwahlen. Rot-grün hatte nun eine eigene Mehrheit und suchte einen Kompromiss.[30] Das Kabinett Kraft II erteilte eine Sondererlaubnis für das Kraftwerk, was heftige Proteste von Umweltgruppen nach sich zog.[31]
Am 12. Juni 2012 gab das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen einer Klage des BUND gegen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung des Kraftwerksprojekts statt und hob den Genehmigungsbescheid auf. Im Juni 2013 wies das Bundesverwaltungsgericht Beschwerden gegen die Nichtzulassung der Revision von E.ON und dem Land Nordrhein-Westfalen zurück und bestätigte damit das Urteil.[32] Im Mai 2014 wurde ein neuer Bebauungsplan vorgelegt.[12]
Am 19. Januar 2017 erteilte die Bezirksregierung die immissionsschutzrechtliche Genehmigung, womit der Bau der Anlage vollendet werden darf und in Betrieb genommen werden kann.[33][34] Uniper möchte nach der Sondererlaubnis gegen den Genehmigungsbescheid klagen, da die Auflagen zu den Quecksilber-Emissionen weit schärfer als die gesetzlichen Grenzwerte seien. Der BUND wiederum klagt gegen den Genehmigungsbescheid an sich.[3] Ende 2019 waren mehrere Klagen gegen die Neugenehmigung anhängig, weshalb die Genehmigung noch nicht rechtskräftig ist.[35]
Am 16. Januar 2020 bewilligte die Bundesregierung mit ihren Beschlüssen zum Kohleausstieg die Inbetriebnahme von Datteln 4.[36] Dieser Entscheidung gingen wochenlange Diskussionen um Entschädigungen des Konzerns Uniper sowie etwaige Stilllegungen von Kraftwerken in Ostdeutschland voraus.[37] Umweltverbände reagierten empört und kündigten Proteste im Laufe des Jahres an.[38]
Am 2. Februar 2020 besetzten rund 150 Umweltaktivisten das Gelände von Datteln 4, um die Inbetriebnahme zu verhindern.[39] Die Besetzung endete nach neun Stunden mit der Räumung durch die Polizei und der freiwilligen Beendigung durch die Aktivisten.[40] Nach Angaben des Polizeipräsidiums Recklinghausen waren 102 Personen rechtswidrig auf das Gelände eingedrungen. Da die Personen sich nicht ausweisen wollten und die Fingerkuppen verklebt waren, wurden Fotos gefertigt. Der Kraftwerksbetreiber Uniper hat gegen alle an der Störaktion beteiligten Personen Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet.[41]
Am 26. August 2021 wurden vor dem Oberverwaltungsgericht NRW insgesamt drei Normenkontrollverfahren verhandelt. Antragsteller sind die Stadt Waltrop, der BUND Landesverband NRW sowie vier Privatpersonen. Antragsgegnerin ist die Stadt Datteln, sowie beigeladen die Uniper Kraftwerke GmbH und das Land NRW. Die Antragsteller wollten den Bebauungsplan Nr. 105a – Kraftwerk – der Stadt Datteln für ungültig erklären lassen.[42] Das OVG Münster hat den Bebauungsplan für rechtswidrig erklärt. Eine Revision wird nicht zugelassen. Die Zukunft des Kraftwerks ist ungewiss. Die Antragsteller fordern ein sofortiges Abschalten und das Entziehen der Betriebserlaubnis.[43]
Das Neubauprojekt steht in der Kritik von Umweltverbänden, Bürgerinitiativen und Anwohnern.
Das Projekt sei zudem rechtswidrig, da es in unzulässiger Weise in unterschiedliche Planungsverfahren aufgespalten worden sei. So werde eine sachgerechte umfängliche Umweltverträglichkeitsprüfung vermieden und die Beteiligung der Öffentlichkeit wesentlich erschwert. Auch seien die Belange des Klimaschutzes nicht ausreichend betrachtet worden.
Außerdem missachteten die im wasserrechtlichen Bescheid behandelten Hafenanlagen und die Verlegung eines Baches die Vorgaben des Naturschutzrechts und Belange des Biotopschutzes und des Artenschutzes.[44]
Die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission hatte im Januar 2019 empfohlen, auf eine Inbetriebnahme von Datteln 4 zu verzichten.[45] Entgegen der Empfehlung der Kohlekommission sprach sich Armin Laschet im November 2019 für eine Inbetriebnahme aus.[46]
Umweltverbände kritisieren, dass das Kraftwerk nur rentabel sei, weil es Kohle aus Abbaugebieten verfeuert, in welchen Umweltstandards nicht eingehalten werden. So werde Kohle aus Russland importiert, wo mit Schwermetallen verseuchter Kohlestaub in großen Mengen in die Umwelt eingebracht wird, was Mensch und Umwelt massiv schädige.[47][48]
Das Kraftwerk wird betrieben vom Energiekonzern Uniper, welcher mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum gehört, der im Eigentum des finnischen Staats ist. Finnland will bereits bis Ende 2029 einen Kohleausstieg, das Kraftwerk in Datteln soll allerdings noch bis 2038 laufen. Das Thema beschäftigt daher auch die Politik in Finnland.[49]
Von 1100 Megawatt Leistung aus Datteln sind 413 Megawatt als Bahnstrom vorgesehen. Die Deutsche Bahn AG hatte Verträge mit langfristiger Bindung an den Dattelner Kohlestrom abgeschlossen und sorgt sich um das grüne Image des Konzerns. Uniper hatte in der Vergangenheit angegeben, der Strom aus Datteln könne rund ein Viertel des Bedarfs der Bahn decken. In der Presse bei Zeit Online wurde berichtet: "Datteln wird damit voraussichtlich den gesamten Bahnstrom für Nordrhein-Westfalen und ein Viertel des gesamtdeutschen Bahnstroms liefern."[50] Ein weiterer Großabnehmer des Stroms ist die RWE AG.[51] RWE hatte zweimal versucht die bestehenden Verträge, welche für Uniper vorteilhaft sind, gerichtlich anzufechten. Aufgrund der Abnahmeverträge mit RWE und der Bahn argumentiert der BUND, es sei mit einer besonders hohen Auslastung des Kraftwerks zu rechnen.[52]
Kohlekraftwerke stehen aufgrund ihres Schadstoffausstoßes in der Kritik. Auch nach dem Einbau von Filteranlagen in den 1980er Jahren, die den Großteil des Schwefels aus den Abgasen entfernen, emittieren Kohlekraftwerke weiterhin relevante Mengen Schwefeldioxid. Neben Schwefeldioxid gelangen umwelt- und gesundheitsschädliche Stickstoffoxide sowie gesundheitsschädliche Feinstäube, darin enthaltene Schwermetalle und PAK in die Umwelt. Die Schadstoffemissionen aller großen Kohlekraftwerke und Industrieanlagen sind im Europäischen Schadstoffemissionsregister veröffentlicht.[53]
Kraftwerk | Erzeugung Strom | Verbrauch Kohle | Kohlendioxid (CO2) | Stickoxide (NOx/NO2) | Schwefeloxide (SOx/SO2) | Kohlenmonoxid (CO) | Feinstaub (PM10) | Distickoxid (N2O) | Benzol (C6H6) | Blei (Pb) | Chrom (Cr) | Nickel (Ni) | Quecksilber (Hg) | Arsen (As) | Cadmium (Cd) |
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Datteln Blöcke 1–3 |
keine Daten verfügbar | keine Daten verfügbar | 1.650.000 t | 1.040.000 kg | 1.250.000 kg | <500.000 kg | 53.000 kg | <10.000 kg | <1000 kg | <200 kg | <100 kg | <50 kg | 40 kg | 46 kg | <10 kg |
Kraftwerk | Erzeugung Strom | Verbrauch Kohle | Chloride | Fluoride (als Gesamt-F) | Zink (Zn) | Kupfer (Cu) | Arsen (As) |
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Datteln Blöcke 1–3 |
keine Daten verfügbar | keine Daten verfügbar | <2.000.000 kg | <2.000 kg | <100 kg | <50 kg | 5,04 kg |
Kraftwerk | Erzeugung Strom | Verbrauch Kohle | Abfall Gesamt | Abfall zur Beseitigung | Abfall zur Verwertung |
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Datteln Blöcke 1–3 |
keine Daten verfügbar | keine Daten verfügbar | 126.000 kg | 101.000 kg | 25.000 kg |