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BARD Offshore 1 (BO1) ist ein Offshore-Windpark in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee, der vom australischen Infrastrukturinvestor Macquarie gehalten wird. Der Aufbau des Windparks begann im Juni 2009. Im Dezember 2010 lieferten die ersten Windenergieanlagen Strom ins Netz. Eigentlich sollten alle Windräder bis Ende 2011 aufgestellt sein, doch schlechtes Wetter, technische Probleme und allgemein schwierige Bedingungen in dem Baugebiet sorgten für Verzögerungen und deutlich höhere Kosten als anfangs kalkuliert. Der Windpark wurde als erster kommerzieller Offshore-Windpark in der Nordsee schließlich Ende Juli 2013 fertiggestellt und am 26. August 2013 offiziell eröffnet.

BARD Offshore 1 (BO1)
Lage
BARD Offshore 1 (Deutschland)
BARD Offshore 1 (Deutschland)
Deutschland
Koordinaten 54° 21′ 30″ N,  58′ 30″ O
Land Deutschland
Gewässer Nordsee
Daten
Typ Offshore-Windpark
Primärenergie Windenergie
Leistung 80 × 5 MW = 400 MW (elektrisch)
Eigentümer Ocean Breeze Energy[1]
Betreiber Off-Shore Wind Solutions (OWS)[2]
Betriebsaufnahme teilweise: 2010, vollständig: September 2013
Gründung Tripile-Gründung
Turbine BARD 5.0
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme ~6000 GWh
Website Ocean Breeze Energy
Stand 27. Aug. 2018
f2

Lage


Der Offshore-Windpark steht auf einer Fläche von 59 km² ca. 89 km nordwestlich der Insel Borkum und 126 km westnordwestlich Helgoland bei Wassertiefen von ca. 39 bis 41 Metern.[3]

Die Eckkoordinaten sind:f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap


Projekt


Genehmigt war die Errichtung und der Betrieb von zunächst 80 einzelnen Windenergieanlagen (WEA) mit einer Nennleistung von je 5 MW und einer Gesamtnennleistung von 400 MW.[4] Die 80 WEA werden jährlich etwa 1,6 Milliarden kWh Strom produzieren; genügend Strom für ca. 400.000 Mehrpersonenhaushalte. Der Betrieb des Windparks wird von einer Leitstelle in Emden aus überwacht. Im Offshore-Feld selbst gibt es zusätzlich eine ständig bemannte Wohneinheit auf der Umspannplattform „BARD 1“.[5]

Die Rechte am Offshore-Windpark BARD Offshore 1 hatten sich zu 70 % der Stadtwerke-Verbund SüdWestStrom Windpark mit Sitz in Tübingen und zu 30 % die WV Energie Frankfurt gesichert.[6][7] Der Stadtwerke-Verbund SüdWestStrom zog sich 2012 aus dem Projekt zurück, da er dieses für sich als nicht mehr wirtschaftlich betrachtete.[8][9]

Die Europäische Kommission förderte das Vorhaben im Rahmen des European Energy Programme for Recovery (EEPR) mit 53,1 Mio. Euro.[10]


Geschichte


Das für die Errichtung des Windparks gebaute Errichterschiff Wind Lift I (hier im Hafen von Emden)
Das für die Errichtung des Windparks gebaute Errichterschiff Wind Lift I (hier im Hafen von Emden)

Das Projekt wurde ab 2003 von der BARD Engineering des Investors Arngolt Bekker betrieben. Der Windpark mit den (ersten) 80 WEA wurde im April 2007 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) genehmigt.[11]

Im Juni 2009 wurden die Konverter-Plattform „BorWin alpha“ (Aufnahme der Anlagen zur HGÜ-Umwandlung) und im August 2009 die Wohn- und Transformator-Plattform „BARD 1“ aufgestellt. Baubeginn für das erste Baucluster mit 24 WEA im südlichen Bereich des Feldes war im März 2010. Die ersten zwölf Anlagen wurden bis Anfang November 2010 komplettiert, acht liefen im Probe- und Einstellbetrieb.[12] Am 1. April 2011 wurde die seit Mai 2009 bestehende Sicherheitszone Richtung Norden ausgedehnt, damit mit dem Bau des nördlichen Bauclusters begonnen werden konnte.

Seit Dezember 2010 wird elektrischer Strom von den ersten aufgestellten Windenergieanlagen (WEA) ins Netz eingespeist. Mitte August 2011 waren 19 der 80 Windenergieanlagen aufgestellt, 16 waren am Netz.[13] Im Mai 2012 standen 53 WEA-Fundamente, 20 WEA waren komplett aufgestellt, von denen 16 Strom lieferten.[14] Ende November 2012 standen gut die Hälfte der 80 WEA, rund 25 waren in Betrieb.[9] Am 11. März 2013 war die Hälfte der geplanten 80 WEA am Netz, 72 Fundamente waren gesetzt und 59 Turbinenhäuser errichtet.[15] Für den Aufbau der Anlage setzte BARD das Errichterschiff Wind Lift I mit bordeigenem Großkran ein[16], ab Sommer 2012 wurde auch die Hubinsel Thor eingesetzt, die wiederum durch die neue JB 117 unterstützt bzw. abgelöst wurde.[14] Service und Wartung erfolgen durch Personalversatz von der Trafoplattform BARD 1 zu den jeweiligen Anlagen; zum Personaltransfer wird durch die AG Ems (Ems Offshore) der Tender Natalia Bekker eingesetzt, der durch SWATH-Bauweise weniger empfindlich gegen Seegang ist. Im Frühjahr 2013 charterte die BARD-Gruppe zur Unterbringung von über hundert im Offshore-Baufeld beschäftigten Arbeitern das ehemalige Fährschiff Regina Baltica, zunächst für ein halbes Jahr. Das 33 Jahre alte Schiff wurde dafür mit einem Hubschrauber-Landedeck versehen. Das mit 110 Kabinen, mehreren Restaurants, einem Fitnessstudio, einem Kino, einer Lounge und einem Spielraum ausgerüstete 145 m lange Schiff wurde 2012 bereits beim Bau des britischen Offshore-Windparks „Sheringham Shoal“ eingesetzt. Alle drei bis vier Wochen fuhr das Schiff nach Cuxhaven zur Proviant- und Treibstoff-Aufnahme.[17] Ende Juli 2013 wurde die 80. und damit letzte Anlage errichtet.[18] Anfang August 2013 lieferten bereits 65 WEA Strom.[19] Der Windpark wurde am 26. August 2013 offiziell eröffnet.[20]

Im Dezember 2013 übernahm Ocean Breeze Energy, eine Tochter der HypoVereinsbank, den Betrieb. Im Jahr 2017 war BARD Offshore 1 der ertragsstärkste deutsche Windpark. Er ist mit insgesamt über 5 TWh eingespeistem Strom seit Inbetriebnahme klar die Nummer 1 (Stand Februar 2018). Anfang August 2019 wurde bekannt, dass Macquarie 100 % der Anteile an Ocean Breeze Energy zu einem nicht genannten Kaufpreis von der HypoVereinsbank übernommen hat.[21]


Unfälle


Während der Bauarbeiten kam im Juli 2010 ein Berufstaucher des durch BARD beauftragten Unternehmens Maersk ums Leben.[22] Im Januar 2012 ereignete sich ein tödlicher Unfall, als sich eine Anlandeplattform aus ungeklärter Ursache löste und ins Wasser stürzte. Ein Arbeiter wurde in die Tiefe gerissen. Nach umfangreichen Such- und Rettungsmaßnahmen, bei denen die DGzRS, die Bundespolizei und die Deutsche Marine beteiligt waren, konnte er nur noch tot geborgen werden.[23][24]


Stromanbindung


Die Wohn- und Umspannplattform BARD 1 beim Zusammenbau in der Werft
Die Wohn- und Umspannplattform BARD 1 beim Zusammenbau in der Werft
Lage von BARD Offshore 1 innerhalb der Windparks in der Deutschen Bucht
Lage von BARD Offshore 1 innerhalb der Windparks in der Deutschen Bucht

Innerpark-Verkabelung


Die einzelnen Windenergieanlagen werden durch Mittelspannungskabel bündelweise vernetzt, mit denen der erzeugte 33.000-Volt-Drehstrom abgeführt wird. Diese Cluster fassen bis zu acht WEA zusammen und sind wiederum mit dem Herzstück des Kraftwerks, der Transformator-Plattform „BARD 1“ verbunden. Die technischen Anlagen auf dieser Plattform sammeln den erzeugten Strom und wandeln ihn mit Transformatoren auf höhere Spannung (155 kV) um, um die Verluste während des Energietransports klein zu halten. Dieses Umspannwerk, also die Hoch- und Mittelspannungs-Schaltanlagen und die Transformatoren samt Hilfsenergie und Notstromversorgung und der Schutz-, Leit- und Kommunikationstechnik lieferte für rund 13 Mio. Euro die Niederlassung Bremen der Division Industry Solutions der Siemens AG. Diese hatte eine ähnliche Anlage als Erstauftrag für den Offshore-Windpark Lillgrund vor der schwedischen Küste geliefert.[25] Die ca. 3400 Tonnen schwere Plattform BARD 1 selbst wurde auf einer Werft in Klaipėda (Litauen) gebaut.


Weiterleitung an Land durch den Netzbetreiber TenneT


Von der Umspannplattform „BARD 1“ führt die 155-kV-Drehstrom-Leitung zur rund ein Kilometer nordöstlich davon entfernt stehenden Konverter-Plattform „BorWin alpha“. Von hier erfolgt die Stromanbindung des Offshore-Windparks in das deutsche Verbundnetz über eine Gleichstrom-Kabelverbindung (BorWin 1), die vom TenneT-Tochterunternehmen Transpower errichtet wurde[26] und deren Betrieb in der Verantwortung der Tennet Offshore GmbH (früher E.ON) liegt.

Die 3200 Tonnen (plus ca. 1800 Tonnen für die Jacket-Gründung) schwere Konverter-Plattform „BorWin alpha“, auf der die HGÜ-Anlagen installiert sind, wurde in Vlissingen (NL) gebaut. Der in dem Windpark produzierte Strom wird von hier über die HGÜ „BorWin 1“ ans Festland gebracht. Diese verläuft durch Seekabel, im südöstlichen Bereich parallel zu den Netzanbindungen der Offshore-Windparks Borkum West II (HGÜ „DolWin 1“) und alpha ventus (letztere jedoch wegen der geringeren Entfernung als Drehstrom), über die Insel Norderney.

Die Kopplung mit dem 380-kV-Höchstspannungsnetz des Übertragungsnetzbetreibers Tennet TSO erfolgt über die Schaltanlage Diele.[27]


Probleme beim Betrieb


Nach mehreren Abschaltungen im Februar 2014 musste der Windpark wegen Problemen mit der Stromqualität und damit der Elektrizitätsübertragung ab März 2014 für mehrere Monate vollständig vom Netz genommen werden.[28] Die Fehlersuche lief sowohl an den Windenergieanlagen als auch an der Umspann- und der Konverterstation auf der Plattform „BorWin alpha“ der HGÜ „BorWin 1“, wodurch auch die zur gleichen Zeit über diese HGÜ stattfindende Anbindung zum OWP „Global Tech I“ betroffen war.[29] Ende 2014 wurden eine neue Software in den Windenergieanlagen sowie Dämpfungsfilter installiert. Die Hälfte der Anlagen ging wieder in Betrieb, anschließend bis Oktober 2015 alle anderen Anlagen, sodass der Windpark mit Stand Oktober 2015 wieder im Regelbetrieb arbeitet.[30]


Trivia


Der Mobilfunkanbieter Vodafone betreibt im Windpark eine GSM- und LTE-Basisstation, die in einem Umkreis von bis zu 36 km Mobilfunkversorgung gewährleistet.[31]


Siehe auch




Commons: BARD Offshore 1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur



Einzelnachweise


  1. Ocean Breeze Energy Projektgesellschaft, abgerufen am 25. Januar 2017
  2. Off-Shore Wind Solutions, abgerufen am 25. Januar 2017
  3. bsh.de: BSH genehmigt 14. Nordsee-Windpark (Memento vom 14. November 2010 im Internet Archive)
  4. BARD Engineering GmbH: Projekte (Memento vom 18. September 2009 im Internet Archive)
  5. bard-offshore.de: Die Plattform "BARD 1" im Projektfeld "BARD Offshore 1" (Memento vom 5. September 2011 im Internet Archive)
  6. SüdWestStrom mit erstem Offshore-Projekt, IWR
  7. Pressemitteilung der SüdWestStrom Windpark GmbH & Co KG vom 27. August 2009. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: suedweststrom.de. Archiviert vom Original am 5. September 2011; abgerufen am 4. November 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.suedweststrom.de
  8. Beteiligungsgesellschaft für den Kauf von BARD Offshore 1 wird aufgelöst. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: suedweststrom.de. Ehemals im Original; abgerufen am 4. November 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.suedweststrom.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  9. Windparkprojekt auf See aufgegeben. In: Täglicher Hafenbericht vom 21. November 2012, S. 2
  10. Europäische Kommission (PDF)
  11. bsh.de: Eckpunkte der BSH-Genehmigung „BARD Offshore I“ (Memento vom 5. Januar 2011 im Internet Archive; PDF; 23 KB)
  12. Bard Offshore 1 kommt später. In: THB - Deutsche Schiffahrts-Zeitung vom 4. November 2010, S. 4
  13. bard-offshore.de: BARD Offshore 1 (Memento vom 24. Januar 2012 im Internet Archive)
  14. „JB 117“ soll „Thor“ ablösen. In: Täglicher Hafenbericht vom 11. Mai 2012, S. 4
  15. bard-offshore.de: BARD Offshore 1 feiert „Bergfest“ (Memento vom 21. August 2014 im Internet Archive; PDF; 83 kB)
  16. bard-offshore.de: Jack-Up-Barge (Memento vom 22. August 2009 im Internet Archive)
  17. RoPax-Fähre wird erneut zum Hotel-Schiff. In: Täglicher Hafenbericht vom 10. April 2013, S. 15
  18. bard-offshore.de: Pionier-Windparkprojekt BARD Offshore 1 auf hoher See erfolgreich errichtet (Memento vom 30. August 2013 im Internet Archive)
  19. „Bard Offshore 1“ fertig. In: Täglicher Hafenbericht vom 2. August 2013, S. 4
  20. Rösler eröffnet Offshore-Windpark BARD 1 (Memento vom 28. August 2013 im Internet Archive), NDR 1 Niedersachsen
  21. Macquarie kauft "Bard Offshore 1" von Unicredit. Abgerufen am 13. August 2019.
  22. Tauchunfall im Windpark. In: Welt Online, 27. Juli 2010
  23. bard-offshore.de: Vermisster Offshore-Mitarbeiter geborgen und ausgeflogen (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive; PDF; 117 kB)
  24. Mitteilung der DGzRS, abgerufen am 4. Februar 2012
  25. Erster Offshore-Auftrag in Deutschlands Windbranche. In: Mitarbeiterzeitung der Siemens AG Wir in Deutschland 3/2008, S. 5
  26. transpower.de: Das Herzstück der ersten Offshore-Netzanbindung in HGÜ-Technik steht: Die Plattform „BorWin alpha“ (Memento vom 26. Juli 2009 im Internet Archive)
  27. Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen) Stand 02.07.2012. (Microsoft-Excel-Datei, 1,6 MiB) Archiviert vom Original am 22. Juli 2012; abgerufen am 21. Juli 2012.
  28. Offshore-Windpark Bard 1: Erst die Pannenserie, dann ein Brand
  29. Größter Seewindpark weiter stromlos. In: Täglicher Hafenbericht vom 8. August 2014, S. 3
  30. Im Offshore-Pionierwindpark läuft es nach Pannen wieder rund. In: Focus, 5. Oktober 2015, abgerufen am 5. Oktober 2015
  31. Netzabdeckungskarte der Vodafone D2 GmbH, abgerufen am 31. Januar 2012

На других языках


- [de] BARD Offshore 1

[en] BARD Offshore 1

BARD Offshore 1 is a 400 megawatt (MW) North Sea offshore wind farm with 80 BARD 5.0 turbines. Since the owner could not buy such 5MW offshore wind turbines in sufficient numbers in 2006, Dr. Bekker set up its own production of turbines. This should serve as the legacy for his children. The systems were developed by aerodyn Energiesysteme GmbH. A plant for rotor blades and nacelle assembly was built in Emden and a plant for the offshore foundations in Cuxhaven. Two turbine prototypes were set up at the Rysumer Nacken in 2007, and another prototype in Hooksiel in 2008. Construction was finished in July 2013[1] and the wind farm was officially inaugurated in August 2013.[2] The wind farm is located 100 kilometres (60 mi) northwest of the isle Borkum in 40-metre (130 ft) deep water.[3]



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